Neue Technologie

Erster Batteriezug in Hessen startet Testbetrieb

Auf der Ländchesbahn startet erstmals in Hessen ein Batteriezug in den regulären Fahrgastbetrieb. Der einjährige Test des Siemens Mireo Plus B soll zeigen, wie alltagstauglich emissionsfreie Mobilität auf nicht elektrifizierten Strecken ist.

Von: |Erschienen am: 25. Dezember 2025 10:02|

Foto: © Smart Train Lease GmbH

Ein neues Kapitel im hessischen Schienenverkehr hat auf der Ländchesbahn zwischen Wiesbaden und Niedernhausen hat kurz vor Weihnachten begonnen: Erstmals fährt in Hessen ein Batteriezug im regulären Fahrgastbetrieb. Der Siemens Mireo Plus B wird ein Jahr lang getestet und soll zeigen, wie zuverlässig die Technologie auf nicht elektrifizierten Strecken funktioniert.

Wichtiger Schritt

Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori sieht im Projekt einen wichtigen Schritt: „Mehr als ein Drittel der Schienenstrecken in Hessen sind nicht elektrifiziert. Der nun erstmals in Hessen getestete Zugtyp kombiniert eine elektrische Antriebsleistung mit modernen Batterien, sodass der Batteriezug auch auf Abschnitten ohne Oberleitung dieselfrei unterwegs ist.“ Der Test könne einen Beitrag zu einem lokal CO₂-ärmeren Schienenverkehr leisten.

Testbetrieb durch RMV

Finanziert wird der Testbetrieb durch den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), der das Fahrzeug über die Siemens-Tochter Smart Train Lease GmbH angemietet hat. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in zukünftige Ausschreibungen einfließen. Die Hessische Landesbahn (HLB) betreibt die RB21 und hat ihre Lokführer auf das neue Fahrzeug geschult.

„Mit dem Start des Batteriezugs machen wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung klimafreundlicher Mobilität“, sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. Ab 2030 sollen auf nicht elektrifizierten Strecken keine Dieselzüge mehr ausgeschrieben werden. Man setze dabei auf Technologieoffenheit – ob Elektrifizierung, Batterie oder Wasserstoff.

Alltagstauglichkeit unter Realbedigungen prüfen

HLB-Geschäftsführer Veit Salzmann betont die Bedeutung des Pilotprojekts: Ziel sei es, die Alltagstauglichkeit der Technologie unter realen Bedingungen zu prüfen und Erfahrungen für den künftigen Einsatz emissionsfreier Züge zu sammeln.

Der Mireo Plus B lädt seine Batterien an vorhandenen Oberleitungen, etwa in Wiesbaden oder Niedernhausen. „Der Zug ist nicht nur in der Antriebstechnologie state of the art, sondern auch bei der Ausstattung“, erklärt Benjamin Dobernecker, CEO der Smart Train Lease GmbH. Dazu gehören WLAN, große Infodisplays und neu entwickelte Hochfrequenz-Scheiben für besseren Mobilfunkempfang. Zudem sendet das Fahrzeug Wartungsdaten in Echtzeit.

Vier Fahrten pro Richtung

Für den Testbetrieb sind täglich vier Fahrten pro Richtung vorgesehen. Stark nachgefragte Verbindungen werden weiterhin mit zwei gekoppelten Dieselzügen gefahren, um genügend Kapazität zu bieten.

Stimmen entlang der Strecke

Wiesbadens Verkehrsdezernent Andreas Kowol sieht im Projekt einen wichtigen Baustein der städtischen Mobilitätsstrategie: Der Test passe „perfekt zur Elektrifizierung des Wiesbadener ÖPNV“. Besonders die geringere Lärmbelastung werde Anwohnende entlang der Strecke freuen.

Rheingau-Taunus-Landrat Sandro Zehner betont die Vorreiterrolle seines Kreises: „Ich freue mich, dass wir der erste Landkreis in Hessen sind, in dem ein Batteriezug getestet wird.“ Elektromobilität habe sich bereits beim On-Demand-Angebot EMIL bewährt.

Hintergrund: Mireo Plus B

Der Mireo ist ein modulares Fahrzeugkonzept von Siemens Mobility und wird als Oberleitungs-, Batterie- oder Wasserstoffvariante angeboten. Der auf der Ländchesbahn eingesetzte zweiteilige Batteriezug verfügt über einen Stromabnehmer, eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern und erreicht bis zu 140 km/h. Er bietet 122 Sitzplätze, großzügige Mehrzweckbereiche sowie kostenloses WLAN und zahlreiche Steckdosen und USB-Lademöglichkeiten.

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