Austausch
Wiesbadens Flächennutzungsplan 2040 – Neue Perspektiven für die Wirtschaft
Wiesbaden braucht Platz und zwar für seine Unternehmen. Beim IHK-Forum „Platz für Wirtschaft – Gewerbeflächen in Wiesbaden von morgen“ wurde deutlich, wie dringend neue Gebiete benötigt werden. Der Flächennutzungsplan 2040 soll Antworten liefern, doch zwischen städtischem Bedarf und landespolitischen Vorgaben klafft eine Lücke. Unternehmer, Stadt und Politik diskutierten über Lösungen, Szenarien und die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Wiesbaden.
Foto: © Daniel Baldus / IHK Wiesbaden
Mehr als 50 Gäste, überwiegend Unternehmerinnen und Unternehmer, folgten Montag der Einladung der IHK Wiesbaden zur Veranstaltung „Platz für Wirtschaft – Gewerbeflächen in Wiesbaden von morgen“. Im Zentrum stand der Flächennutzungsplan 2040 und die Frage: Wo kann Wiesbadens Wirtschaft künftig wachsen?
Gewerbeflächen aktuell nahezu erschöpft
IHK-Präsident Jörg Brömer eröffnete mit einem klaren Appell. Die Gewerbeflächen in Wiesbaden seien nahezu ausgeschöpft. Erweiterungen und Neuansiedlungen scheiterten zunehmend an fehlendem Raum. Brömer warnte, dass fast 40 Prozent der Unternehmen über einen Standortwechsel nachdächten mit gravierenden Folgen für Arbeitsplätze und kommunale Einnahmen. „Das ist ein Alarmsignal, das wir nicht ignorieren dürfen“, so Brömer.
Beschäftigtenzuwachs von 18 Prozent in zehn Jahren
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende betonte die Bedeutung des Austauschs mit der Wirtschaft. Wiesbaden habe sich als starker Standort etabliert mit einem Beschäftigtenzuwachs von 18 Prozent in zehn Jahren. Erfolgreiche Ansiedlungen wie den Campus für die Sopro Bauchemie GmbH, die Ansiedlung von Weltmarkführer DIENST Packsystems GmbH und der Bau des neuen R+V-Bürokomplexes belegten dies.
Beim Flächenbedarf zeigen Konkfliktpotenzial auf
Im Anschluss stellte Kay Strobach, Abteilungsleiter Stadtentwicklung im Stadtplanungsamt, den Stand des Flächennutzungsplans 2040 vor. Als herausforderndes Ziel führte er an, die Stadtentwicklung entlang der sogenannten Leipzig-Charta für Stadtentwicklung „gerechter, grüner und produktiver“ zu gestalten. Vor allem werde aber der im November zu entscheidende Regionalplan des Landes die Umsetzung vorgeben.
Doch die Zahlen zum Flächenbedarf zeigen Konfliktpotenzial. Während das Regierungspräsidium im Regionalplan nur 98 Hektar für Wiesbaden vorsieht, kalkuliert die Stadt mit 235 Hektar. Strobach stellte mögliche Flächen vor, unter anderem die Erweiterung des Technologie-Standorts in Delkenheim, einen Bereich östlich der Bölkestraße / südöstliche Verlängerung des Peterswegs, eine Fläche südlich des Hainwegs in Nordenstadt und kleinere Flächen südlich von Erbenheim, die je nach Szenario bis zu 105 Prozent des Bedarfs abdecken könnten.
Flächenbedarf steigt an
Das Gewerbeflächenentwicklungskonzept 2040 (GEKO), vorgestellt von Bürgermeisterin Christiane Hinninger und Patrick Bergmann (GMA), analysierte 29 bestehende Gewerbegebiete mit 588 Hektar Fläche. Zusätzlich wurden 73 Nachverdichtungsflächen mit 45,6 Hektar identifiziert. Allerdings sind nur sechs davon in städtischem Besitz. Die Prognose zeigt einen Bedarf bis 2040 von 230 bis zu 272 Hektar auf.
In der anschließenden Diskussion schilderte David Berger (Gramenz GmbH) die praktischen Herausforderungen bei der Flächenerweiterung beim Unternehmenssitz in Erbenheim insbesondere für lärmintensive Arbeiten. Brömer ergänzte, dass nicht jede Fläche den Anforderungen der Unternehmen entspreche. Flexibilität sei entscheidend, gerade angesichts technologischer Entwicklungen wie KI. Es gilt sich flexibel aufzustellen, um Marktentwicklungen nicht zu behindern.
Gefahr besteht das selbstzufriedene Unternehmen abwandern könnten
Mende räumte ein, dass selbst zufriedene Unternehmen abwandern könnten, wenn Wachstum nicht möglich sei. Hinninger verwies auf Förderungen für Neuansiedlungen und Unterstützung für bestehende Betriebe. Zudem könnten über die FrankfurtRheinMain GmbH auch Flächen außerhalb Wiesbadens vermittelt werden.
Zum Abschluss nutzten die Gäste die Gelegenheit zum Austausch mit dem gemeinsamen Ziel, Wiesbadens Wirtschaft auch 2040 Raum zum Wachsen zu geben.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram sowie auf Threads!



