IHK-Konjunkturbericht

Regionale Wirtschaft tritt auf der Stelle – Dienstleister sind stabil, Industrie schwächelt

Die Herbstumfrage der IHK Wiesbaden gibt Erkenntnisse, dass die Unternehmen in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main wirtschaftlich kaum voran kommen. Während die Dienstleistungsbranche Stabilität vermittelt, bleibt die Stimmung in Industrie, Einzel- und Großhandel gedrückt. Bürokratie, Nachfrageflaute und geopolitische Spannungen belasten weiterhin.

Von: |Erschienen am: 27. Oktober 2025 23:17|

Grafik: IHK Wiesbaden (bearbeitet)

Die Wirtschaft im Bezirk der IHK Wiesbaden kommt auch im Herbst 2025 nicht richtig in Fahrt. Zwar ist der Geschäftsklimaindex leicht auf 100 Punkte gestiegen und erreicht damit erstmals seit dem Frühsommer 2024 wieder die Wachstumsschwelle. Doch ein echter konjunktureller Aufschwung bleibt aus. Die Dienstleistungsbranche erweist sich als Stabilitätsanker, während Industrie, Einzel- und Großhandel weiter schwächeln.

Klare politische Entscheidungen gefordert

„Unsere regionale Wirtschaft bewegt sich nur mühsam voran und das vor allem dank der Dienstleistungsbranche“, erklärt IHK-Präsident Jörg Brömer. „Industrie und Handel kämpfen mit schwierigen Rahmenbedingungen. Wenn wir Wachstum wollen, braucht es jetzt klare politische Entscheidungen statt neuer Unsicherheiten.“

Branchen im Vergleich

Die Unterschiede zwischen den Sektoren sind deutlich: Die Dienstleister erreichen mit einem Geschäftsklimaindex von 114 Punkten den besten Wert. Die Industrie fällt mit 80 Punkten erneut zurück und bildet das Schlusslicht. Der Einzelhandel erholt sich leicht, bleibt mit 85 Punkten aber unter der Wachstumsschwelle. Der Großhandel stagniert bei 93 Punkten.

Risiken und Belastungen hoch

69 Prozent der befragten Unternehmen sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als zentrales Geschäftsrisiko, 66 Prozent die schwache Inlandsnachfrage. Hinzu kommen die neue US-Zollpolitik, steigende Energiepreise und der anhaltende Fachkräftemangel. Die Investitionsbereitschaft bleibt verhalten, die Beschäftigungserwartungen negativ.

„Die Unternehmen sind krisenmüde“, sagt Fabian Lauer, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Wiesbaden. „Bürokratie, politische Unsicherheit und geopolitische Spannungen lähmen das Vertrauen. Die Politik muss gezielt Wachstumsbremsen lösen und Planungssicherheit schaffen.“

Mindestlohn und Fachkräfte

Die Sonderauswertung zur geplanten Mindestlohnerhöhung ab 2026 zeigt bereits spürbare Auswirkungen: 34 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Preisen, 30 Prozent erwarten Anpassungen angrenzender Lohngruppen, 12 Prozent planen Personalabbau. Besonders betroffen ist der Einzelhandel. Zudem können 37 Prozent der Betriebe offene Stellen nicht besetzen, vor allem qualifizierte Fachkräfte fehlen.

Ausblick und Forderungen

Die IHK Wiesbaden fordert auf Bundesebene eine entschlossene Entlastung der Betriebe und verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen. Mit der „Wirtschaftsagenda 2026–2031“ wurden konkrete Vorschläge unterbreitet, auch für die regionale Ebene.

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InfoBox

Der vollständige Konjunkturbericht mit Grafiken und Analysen ist kostenfrei abrufbar. Unternehmen können sich dort auch zur regelmäßigen Befragung anmelden.

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