Angebot / Medizinische Hilfe

Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden bietet Soforthilfe nach Vergewaltigung: Anonyme Spurensicherung jetzt auch hier möglich

Ein Übergriff. Ein Schock. Und dann? Viele Betroffene sexualisierter Gewalt wissen nicht, wohin oder trauen sich nicht zur Polizei. Genau hier setzt das Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ an. In mehreren hessischen Kliniken können Spuren der Tat gerichtsfest gesichert werden – ganz ohne Anzeige. Seit dem 4. Juli ist auch die Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden wieder dabei. Für Betroffene ein entscheidender Zugang zu Hilfe, Sicherheit – und Zeit.

Von: |Erschienen am: 4. Juli 2025 17:23|

Symbolfoto: Canva

Die Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden ist ab Freitag, 4. Juli, offiziell Teil des Projekts „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ des Frauennotrufs Frankfurt. Dies bedeutet für Betroffene sexualisierter Gewalt in Wiesbaden eine wichtige Erweiterung des Unterstützungsangebots: Die Klinik ermöglicht nun die gerichtsverwertbare Spurensicherung auch ohne sofortige Anzeige bei der Polizei.

Zeit und Raum für Betroffene – Anonyme Spurensicherung

Das Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ setzt dort an, wo Betroffene oft vor großen Hürden stehen: Da 85 Prozent der Vergewaltigungen durch bekannte Täter – häufig im eigenen Zuhause oder am Arbeitsplatz – geschehen, fällt es vielen Betroffenen schwer, sofort Anzeige zu erstatten. Durch die anonyme Spurensicherung in den teilnehmenden Kliniken erhalten sie die notwendige Zeit und den Raum für eine umfassende Beratung und eine informierte Entscheidung über das weitere Vorgehen. Die gesicherten Spuren werden für den Fall einer späteren Anzeige gerichtssicher gelagert.

Die Kosten für die erforderlichen forensischen Kits, den Transport und die Lagerung im Institut für Rechtsmedizin in Frankfurt werden vom Kommunalen Frauenreferat übernommen. Ein weiterer entscheidender Schritt im Opferschutz ist, dass die vertrauliche Spurensicherung in Hessen seit Dienstag, 1. Juli, als Kassenleistung gilt. Das bedeutet, dass Betroffene die medizinische Spurensicherung nun nicht mehr selbst finanzieren müssen. Für die Übergangszeit, in der die konkreten Details der Umsetzung durch die Krankenkassen noch offen sind, wird die Landeshauptstadt Wiesbaden die Kosten wie gewohnt für Betroffene aus Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis übernehmen.

Langjähriges Engagement für Opferschutz

Bürgermeisterin Christiane Hinninger, die auch für Gleichstellung zuständig ist, betont die Bedeutung dieses Angebots: „Die Asklepios Paulinen Klinik leistet hier einen aktiven Beitrag zum Schutz und zur Unterstützung von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Die anonyme Spurensicherung ist ein essenzieller Baustein, um den Zugang zur medizinischen Versorgung niedrigschwellig und unabhängig von einer Anzeige zu ermöglichen.“ Sie fügt hinzu: „Dass nun die Asklepios Paulinen Klinik wieder aktiv am Projekt mitwirkt und damit das medizinische Versorgungsangebot für Betroffene in Wiesbaden weiter ausbaut, können wir nur unterstützen. Der Opferschutz hat für uns absolute Priorität.“

Das niederschwellige Modellprojekt wurde bereits 2016 vom Kommunalen Frauenreferat Wiesbaden auf Initiative des Stadtparlaments und in Kooperation mit dem Frauennotruf Frankfurt ins Leben gerufen. Nach einer dreijährigen Pilotphase in allen Wiesbadener Akutkrankenhäusern wurde das Angebot seit 2020 zentral an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken fortgeführt.

Antonia von Stauffenberg, Geschäftsführerin der Asklepios Paulinen Klinik, sieht in der erneuten Beteiligung ihrer Klinik, die zentral in der Innenstadt liegt, einen wichtigen Schritt für eine flächendeckendere Versorgung in Wiesbaden. Dr. Christopher Wolf, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe, bestätigt aus der Praxis: „Wir erleben immer wieder, dass Betroffene nach einer Vergewaltigung unter Schock stehen und nicht sofort zur Polizei gehen. Durch die anonyme Spurensicherung können sie sich das in Ruhe überlegen und sich umfassend dazu beraten lassen.“

Kooperation und weitere Informationen

Das Angebot wird für die Landeshauptstadt Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis von der Kommunalen Frauenbeauftragten Saskia Veit-Prang verantwortet. Es wird in Kooperation mit der Fachberatungsstelle Wildwasser Wiesbaden, dem Polizeipräsidium Westhessen, dem Berufsverband der Frauenärzte sowie Wiesbadener Ärztinnen und Ärzten durchgeführt. Besonderer Dank gilt Dr. Daniela Wunderlich, die das Projekt seit der Planungsphase fachlich begleitet und die städtische Projektleitung unterstützt.

Weitere Informationen sind unter www.wiesbaden-gewaltfrei.de und www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de zu finden.

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