IDAHOBIT 2025
Hessen verzeichnet deutlichen Anstieg queerfeindlicher Straftaten
Die Zahl LGBTQ-feindlicher Straftaten hat in Hessen 2024 deutlich zugenommen. Besonders alarmierend: Täter nutzen Dating-Apps, um queere Menschen gezielt in Hinterhalte zu locken. Innenminister Poseck mahnt in Wiesbaden zu entschlossenem Handeln gegen Hass und Gewalt.
Symbolfoto
Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) wurde am Samstag, 17. Mai, weltweit begangen. Dieser Tag erinnert an die historische Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Homosexualität am 17. Mai 1990 aus ihrem Diagnoseschlüssel für psychische Erkrankungen zu streichen. Doch während die rechtliche Anerkennung voranschritt, bleibt die Bedrohung für queere Menschen weiterhin real und akut.
Anstieg queerfeindlicher Gewalt
Die Zahl queerfeindlich motivierter Straftaten in Hessen steigt besorgniserregend. Im Jahr 2024 wurden 135 Fälle registriert, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 83 Delikten des Vorjahres. Diese Taten fallen in die Kategorien „Hasskriminalität/Sexuelle Orientierung“ und „Hasskriminalität/Geschlechterbezogene Diversität“.
Queerfeindlichkeit auf dem Vormarsch
Innenminister Roman Poseck betont die Dringlichkeit entschiedenen Handelns:
„Straftaten aufgrund der sexuellen oder geschlechtlichen Identität gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtlich oder queere Menschen (LSBTIQ) sind unerträglich. Sie dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Der erneute drastische Anstieg queerfeindlicher Straftaten um 63 Prozent innerhalb eines Jahres ist ein deutliches Warnsignal. Staat und Gesellschaft sind aufgerufen, alles dafür zu tun, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Hinzu kommt, dass wir von einem hohen Dunkelfeld ausgehen müssen, da viele Betroffene Straftaten nicht zur Anzeige bringen.“
Perfidie durch digitale Hinterhalte
Besonders alarmierend ist das gezielte Vorgehen einiger Täter: Sie nutzen Dating-Apps, um queere Menschen unter falschem Vorwand anzulocken und gewaltsam zu überfallen.
In Darmstadt wurden im vergangenen Jahr fünf junge Männer festgenommen, die fingierte Dates arrangiert und ihre Opfer ausgeraubt haben sollen. Auch in Main-Taunus-Kreis ermittelte die Polizei intensiv gegen fünf Jugendliche, die auf ähnliche Weise homosexuelle Männer brutal überfallen haben sollen. Diese Vorfälle verdeutlichen die aktuelle Gefährdungslage für queere Menschen.
Politische Hetze befeuert Gewalt
Die Bedrohung wird nicht nur durch kriminelle Taten verstärkt, sondern auch durch gezielte politische Kampagnen. Besonders am rechten Rand der Gesellschaft gibt es Kräfte, die Vielfalt nicht nur in Frage stellen, sondern aktiv gegen sie arbeiten.
Diese Bewegungen tragen laut Regierung eine Mitverantwortung für den Anstieg queerfeindlicher Straftaten.
„Stolzmonat“ als Instrument der Hetze
Neben physischen Übergriffen gewinnt der sogenannte „Stolzmonat“ als Gegenbewegung zum „Pride Month“ zunehmend an Bedeutung. Vom 1. bis 30. Juni nutzen besonders rechtsextreme Akteure diese Zeit, um queerfeindliche Ressentiments zu schüren und nationalistische Narrative zu verbreiten. Häufig zielt diese Hetze darauf ab, gezielt Verunsicherung innerhalb der queeren Community zu erzeugen.
Prävention und Unterstützung
Angesichts der bedrohlichen Entwicklung hat die hessische Polizei bereits frühzeitig Maßnahmen ergriffen. Seit 2010 gibt es Ansprechpersonen für LSBTIQ-Bürgerinnen und Bürger in allen Polizeipräsidien.
Eine speziell entwickelte Rahmenkonzeption regelt deren Aufgaben und Zuständigkeiten. Ziel ist es, Menschen mit unterschiedlicher sexueller und geschlechtlicher Identität im Kontakt mit der Polizei vertrauensvoll zu begleiten und zu unterstützen.
Polizei als Partner
Innenminister Poseck erklärt weiter:
„Die hessische Polizei lebt Vielfalt und Toleranz. Mit der Einrichtung der Ansprechpersonen wurde ein wichtiges Bindeglied zwischen queeren Bürgerinnen und Bürgern und der Polizei geschaffen.
Sie leisten Netzwerkarbeit, nehmen Anzeigen auf, unterstützen im Opferschutz und sind regelmäßig bei CSD-Veranstaltungen mit eigenen Informationsständen präsent. Auf diese Weise leistet die hessische Polizei einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“
Appell für ein demokratisches Miteinander
n einer demokratischen Gesellschaft sollte jeder Mensch frei leben können – ohne Angst vor Diskriminierung, Hass oder Gewalt. „Als Demokratinnen und Demokraten tragen wir gemeinsam Verantwortung dafür, Diskriminierung, Hass und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Jede Einzelne und jeder Einzelne kann daran mitwirken.“
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