Exkursion
Dunkelheit, Angst und fehlendes Licht: Wie sicher ist Kastel und Kostheim für junge Frauen?
Wo fühlen sich Mädchen in AKK unsicher und warum meiden sie bestimmte Wege nach Einbruch der Dunkelheit? Bei einem „Dunkelspaziergang“ mit Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher nahmen junge Frauen aus den Wiesbadener Stadtteilen Kastel und Kostheim kein Blatt vor den Mund. Gemeinsam mit Polizei und Stadtplanern wurden kritische Orte inspiziert, um Kastel und Kostheim sicherer zu machen.
Foto: Stadt Wiesbaden
Wie sicher fühlen sich junge Frauen auf ihren alltäglichen Wegen – und was braucht es, damit öffentliche Räume auch in den Abend- und Nachtstunden angstfrei nutzbar sind? Es ist Dienstagabend, der 9. Dezember. Während sich die meisten Menschen in ihre warmen Wohnzimmer befinden, bricht eine Gruppe von Jugendlichen, Politikern und Polizeibeamten zu einer besonderen Exkursion auf. Ihr Ziel: Die Orte, die nicht hochfrequentiert sind und ein mulmiges Gefühl machen. Es geht um sogenannte „Angsträume“ in den Wiesbadener Stadtteilen Kastel und Kostheim.
Die Perspektive der Jugend: „Meine Stadt, mein Gefühl“
Hinter der Aktion steht ein tiefgreifendes Bedürfnis nach Veränderung. Die Initiative ging direkt von den Mädchen aus dem Jugendpavillon Krautgärten und dem Zentrum Reduit aus. Unter dem Titel „Meine Stadt, mein Gefühl“ hatten sie bereits im Vorfeld akribisch dokumentiert, was ihren Alltag einschränkt.
„Wenn wir benennen sollen, wo wir uns im Dunkeln unwohl fühlen, können wir das ganz gezielt auf die Karte packen“, erklärt die 16-jährige Ashanti. Für sie und ihre Freundinnen ist die Stadt nach Sonnenuntergang eine andere Welt. Die Faktoren für das Unsicherheitsgefühl sind dabei fast immer die gleichen:
- Mangelnde Beleuchtung: Wege, die im tiefen Schatten liegen.
- Unübersichtlichkeit: Bauliche Strukturen, die keine Fluchtwege oder Einsehbarkeit bieten.
- Fehlende soziale Kontrolle: Orte, an denen „niemand hinschaut“ oder im Ernstfall helfen könnte.
Sozialdezernentin Dr. Becher verspricht Taten statt Worte
Wiesbadens Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher (SPD) ließ es sich nicht nehmen, die Wege selbst abzulaufen. Für sie ist die Expertise der Jugendlichen unverzichtbar für eine moderne Stadtplanung. „Die Jugendlichen haben sehr deutlich gemacht, wo im Alltag junger Frauen Verunsicherungen entstehen“, so Becher.
Besonders wichtig: Der Rundgang war kein isoliertes Event. Vertreter des Tiefbau- und Vermessungsamtes, der GWW, des Ortsbeirats sowie der Polizei (2. Revier) waren direkt dabei, um die Mängel ins Protokoll aufzunehmen. „Nur wenn wir gemeinsam abgestimmt handeln, können wir Lösungen entwickeln, die spürbare Veränderungen bringen“, betonte die Dezernentin.
Polizei setzt auf Prävention und Nutzersicht
Auch die Polizei sieht in dem Format eine enorme Chance. Erste Polizeihauptkommissarin Sabine Bornberg erklärte, dass die „Nutzungsperspektive“ der Mädchen wertvolle Einblicke liefert, die im normalen Streifenalltag oft verborgen bleiben. Durch den direkten Austausch lässt sich fachlich besser einordnen, welche baulichen oder lichttechnischen Anpassungen in Kastel und Kostheim sowohl sinnvoll als auch machbar sind.
Fokus auf die Zukunft: Kastel und Kostheim jugendgerecht gestalten
Rahel Kizina vom Stadtteilzentrum Reduit hob hervor, dass solche Beteiligungsformate das Vertrauen in die Demokratie stärken. Die Botschaft an die Mädchen: Eure Meinung zählt und hat direkten Einfluss auf eure Sicherheit.
Die Ergebnisse des Abends werden nun nicht in der Schublade verschwinden. Sie fließen direkt in die kommenden Planungs- und Präventionsmaßnahmen der Stadt Wiesbaden ein. Das Ziel ist klar definiert, Öffentliche Räume in AKK müssen so gestaltet werden, dass sie nicht nur sicher sind, sondern auch eine freundliche Atmosphäre ausstrahlen, in der man sich gerne aufhält – auch nach 18:00 Uhr.
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Mehr Informationen zu den beteiligten Jugendzentren:
- Reduit: Website besuchen
- Jugendpavillon Krautgärten: Website besuchen


