Paukenschlag
Stillstand in der Wiesbadener City: Projekt Mauritiushöfe vorerst gestoppt
Es ist ein Déjà-vu, das Wiesbaden erschüttert. Wo die seit Jahrzehnten brachliegende Citypassage endlich verschwinden sollte, herrscht nun erneut Stillstand. Angesichts der schwierigen Lage auf dem Immobilienmarkt und explodierender Baukosten haben sich die Stadt Wiesbaden und der Investor Art-Invest Real Estate auf eine Zwangspause verständigt.
Foto: Daniel Becker
Die Nachricht schlägt hohe Wellen in der hessischen Landeshauptstadt. Die Mauritiushöfe, eines der wichtigsten städtebaulichen Projekte der letzten Jahre, können im geplanten Zeitrahmen nicht realisiert werden. Wie der Investor Art-Invest Real Estate und die Stadt Wiesbaden (WVV Holding) am Freitag, 19, Dezember, gemeinsam mitteilten, machen die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen Baustart derzeit unmöglich.
Baugenehmigung liegt vor – Marktlage bremst Investor aus
Dabei sah im Frühjahr noch alles nach einem Erfolg aus: Im Mai 2025 wurde die entsprechende Baugenehmigung für das Areal erteilt. Das Projekt gilt als vollständig durchgeplant und architektonisch optimiert – ein zweistelliger Millionenaufwand ist bereits in die Vorbereitungen geflossen. Doch die Kombination aus gestiegenen Zinsen, einer volatilen Marktsituation im Immobilienbereich und der massiven Baupreisentwicklung hat die Kalkulationen ins Wanken gebracht.
„Das Vorhaben stellt nach wie vor eine ausgezeichnete städtebauliche Lösung dar“, betonen Stadt und Investor übereinstimmend. Dennoch müsse man der Realität ins Auge blicken. Eine Umsetzung ist zum jetzigen Zeitpunkt finanziell nicht darstellbar.
Drei Jahre Bedenkzeit
Um das Projekt nicht endgültig begraben zu müssen, haben sich die WVV Wiesbaden Holding GmbH als Eigentümerin des Grundstücks und Art-Invest auf ein sogenanntes Moratorium verständigt. Dieses ruhende Abkommen wurde auf eine Laufzeit von bis zu drei Jahren festgeschrieben.
In dieser Zeit sollen folgende Punkte geprüft werden:
- Alternative Finanzierungsmodelle: Neue Wege der Kapitalbeschaffung.
- Angepasste Bauausführungen: Prüfung, ob bauliche Veränderungen die Kosten senken können, ohne die architektonische Qualität zu schmälern.
- Marktbeobachtung: Man hofft auf eine Entspannung der Baupreise und eine Verbesserung der Zinslage in den kommenden Quartalen.
Stadt und WVV halten am Projekt fest
Trotz der Pause bleibt das Ziel unverändert. Die bestehenden Verträge zwischen der WVV Holding und dem Investor bleiben in Kraft, die Fristen ruhen lediglich. Für die Wiesbadener City bedeutet dies jedoch erst einmal weiteren Leerstand bzw. Stillstand auf dem zentralen Areal.
Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und die SEG Stadtentwicklungsgesellschaft beobachten die Entwicklung genau. Die SEG nimmt weiterhin die Projektsteuerung für die WVV wahr und wird die kommenden Monate nutzen, um gemeinsam mit Art-Invest nach „umsetzbaren Lösungen“ zu suchen, damit die Mauritiushöfe doch noch zur Realität werden.
Die Citypassage – Jahrzehnte voller leerer Versprechen
Um die aktuelle Frustration zu verstehen, muss man zurückblicken. Die ehemalige Citypassage und die umliegenden Objekte in dem Areal zwischen Kirchgasse, Schwalbacher Straße Eck Faulbrunnenstraße stehen seit einer Ewigkeit für Verfall und verpasste Chancen.
Über die Jahre gab es unzählige Anläufe:
- Visionen von Glaspalästen: Mehrere Investoren versuchten sich an Entwürfen für neue Einkaufsgalerien.
- Planungs-Chaos: Konzepte wurden präsentiert, gefeiert und wurden wieder beerdigt.
- Dauerschleife Leerstand: Die Citypassage ist ein dunkler, leerstehender Klotz.
Jedes Mal, wenn ein neues Projekt angekündigt wurde, keimte Hoffnung auf – so auch bei den Mauritiushöfen. Mit dem Abriss der alten Passage schien der Fluch gebrochen. Doch der jetzige Paukenschlag zeigt: Die Geschichte wiederholt sich.
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