Schutzraum

Infos in Wiesbadens Bussen: Soforthilfe nach Vergewaltigung

In Wiesbaden wird aktuell in vielen ESWE-Bussen auf ein besonderes Hilfsangebot für Opfer sexueller Gewalt aufmerksam gemacht. Das Projekt soll die Selbstbestimmung stärken und die Chance auf spätere Strafverfolgung verbessern. Verschiedene Partner organisieren diese Kampagne.

Von: |Erschienen am: 4. Dezember 2025 11:45|

Symbolfoto: Canva

In 40 Fahrzeugen von ESWE Verkehr läuft derzeit eine Infotainment-Kampagne, die auf das Angebot medizinischer Soforthilfe nach Vergewaltigung aufmerksam macht.

Betroffene können sich in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken sowie der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden vertraulich behandeln lassen. Dort besteht die Möglichkeit, forensische Spuren und Beweismittel kostenfrei zu sichern – auch ohne vorherige Anzeige.

Modellregion Wiesbaden beteiligt sich

Wiesbaden zählt zu den vierzehn hessischen Modellregionen, die am landesweiten Projekt „Soforthilfe nach Vergewaltigung“ des Frauennotrufs Frankfurt teilnehmen.

Ziel ist es, die medizinische Akutversorgung von Betroffenen sexueller Gewalt zu verbessern und niedrigschwellige Hilfe zugänglich zu machen.

Zahlen und Realität sexueller Gewalt

Die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnete 2024 bundesweit 53.451 weibliche Opfer von Sexualdelikten, fast die Hälfte davon minderjährig. Studien zeigen zudem: In 85 Prozent der Fälle kennen die Betroffenen die Täter, häufig ist der Tatort das eigene Zuhause oder der Arbeitsplatz.

Diese Nähe erschwert es, unmittelbar Anzeige zu erstatten. Das Projekt setzt hier an und bietet Betroffenen bis zu ein Jahr Zeit, nach Beratung über eine Anzeige zu entscheiden.

Informationskampagne

Um das Angebot bekannter zu machen, startet nun eine Kampagne in Wiesbaden und im Rheingau-Taunus-Kreis. Ermöglicht wird sie durch die Förderung des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMAIJS).

Stimmen aus Politik und Verwaltung

Bürgermeisterin Hinninger (Bündnis 90/Die Grünen) betont: „Mit der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung schaffen wir einen geschützten Raum für Betroffene. Entscheidend ist, dass medizinische Versorgung, psychosoziale Beratung und die kostenfreie Spurensicherung durch das Angebot ermöglicht wird.

Dieses Projekt stärkt die Selbstbestimmung von Betroffenen und verbessert zugleich die Chance auf spätere Strafverfolgung. Und durch das Infotainment in den Bussen von ESWE Verkehr erreichen wir Menschen in ihrem Alltag und informieren Sie über dieses Angebot.“

Diskretion im Fokus

Saskia Veit-Prang, Kommunale Frauenbeauftragte Wiesbaden, ergänzt: „Die in Kooperation mit der Klinik für Gynäkologie in den Helios Dr. Horst-Schmidt-Kliniken und der Asklepios Paulinen Klinik angebotene medizinische Hilfe und Versorgung nach einer Vergewaltigung ist vertraulich.

Bei der Befundbehebung wird absolute Vertraulichkeit gewahrt. Weder durch das Krankenhaus, eine Praxis noch durch eine Beratungsstelle erfolgt eine Anzeige.“

Kontinuität seit 2016

Die Stadt Wiesbaden beteiligt sich seit 2016 an dem Modellprojekt, das auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung eingeführt wurde. Geleitet wird es von der Kommunalen Frauenbeauftragten, finanziert durch die Kommune.

Zu den Partnern zählen die Fachberatungsstelle Wildwasser e.V., das Polizeipräsidium Westhessen, der Berufsverband der Frauenärzte e.V. sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Wiesbaden.

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