Bildungspolitik im Kreuzfeuer

Massiver Protest in Wiesbaden: Hunderte Ausbildungskräfte wehren sich gegen Bildungskürzungen in Hessen

Unter dem Motto "Bildung geht uns alle an“ versammelten sich am Samstag über 200 Ausbildungskräfte, Seminarleitungen, Lehrkräfte und Unterstützer aus ganz Hessen auf dem Kranzplatz in der Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie machten ihrem Ärger über die geplanten drastischen Kürzungen in der Lehrkräftebildung der Hessischen Landesregierung Luft und warnten eindringlich vor den langfristigen Folgen für Schulen und Schüler.

Von: |Erschienen am: 1. Dezember 2025 15:34|

Fotos: privat

Unter dem klaren Motto „Bildung geht uns alle an“ versammelten sich am vergangenen Samstag, 29. November, mehr als 200 Ausbildungskräfte und Unterstützer aus ganz Hessen auf dem Wiesbadener Kranzplatz. Die Demonstranten, darunter Personalräte der Studienseminare, Seminarleitungen und Vertreter großer Verbände, setzten ein unmissverständliches Zeichen gegen die geplanten Kürzungen in der Lehrkräftebildung durch die Landesregierung.

Widerspruch zwischen Politik und Praxis

Klaus Oehmann, Personalratsvorsitzender des Studienseminars für Berufliche Schulen in Gießen, machte in seiner Begrüßung die Dringlichkeit der Veranstaltung klar: Nach monatelangen, unbeantworteten Briefen an das Ministerium musste der Protest nun öffentlich werden. Die Hauptbotschaft war deutlich: Der öffentlich proklamierte Kampf gegen den Lehrkräftemangel steht in direktem Widerspruch zu den geplanten Sparmaßnahmen in der Lehrerausbildung.

Im Zentrum der Kritik standen die geplante Kürzung des Ausbildungsfaktors von 4,9 auf 4,3 und die mögliche Verkürzung des Vorbereitungsdienstes (Referendariat) von 21 auf 18 Monate. Hinzu kommen die Aussetzung von Beförderungen und ein Einstellungsstopp im Seminarbereich.

Qualitätseinbußen befürchtet

Die scharfe Kritik der Rednerinnen und Redner war schulformübergreifend einheitlich: Weniger Zeit und reduzierte Ressourcen führen unweigerlich zu einer schlechteren Ausbildung und damit zu schlechter vorbereiteten Lehrkräften an den Schulen.

  • GEW und VBE warnen: Manon Tuckfeld (GEW Hessen) und Angela Tüncher (VBE) warnten vor einer Absenkung der Ausbildungsqualität. Die geplante Kürzung von Zeit für Ausbildung und Beratung werde zu noch mehr Stress für die Referendare (LiV) führen.
  • Philologenverband gegen Verkürzung: Volker Hahl (Hessischer Philologenverband) unterstrich, dass eine Verkürzung des Vorbereitungsdienstes pädagogisch nicht verantwortbar sei und die Professionalität angehender Lehrkräfte gefährde.
  • Grundschulen am Limit: Katja Giesler, bekannt durch ihre Diskussionen in den Medien, schilderte die dramatisch angespannte Situation an Hessens Grundschulen. Jede weitere Verschlechterung der Ausbildung würde Überlastungsanzeigen und Abwanderungstendenzen unmittelbar verschärfen.

Zweifel an der Datengrundlage

Besonders kritisch wurde die Prognos-Studie hinterfragt, die als argumentative Basis für die Sparpläne dient. Peter Zeichner (HPRS) bezeichnete die Studie als keine tragfähige Entscheidungsbasis und verwies darauf, dass andere Bundesländer wie Bayern zu gänzlich anderen bildungspolitischen Schlussfolgerungen gelangt seien.

Klarer Appell an die Landesregierung

Trotz der ernsten Thematik sorgten von Christian Kraus verfasste, umgedichtete Weihnachtslied-Parodien für Auflockerung und Gemeinschaft.

Das Schlusswort von Kerstin Streiff (BAK) und Markus Bloos (Organisator) war ein deutlicher Appell: „Gute Lehrkräftebildung sei kein entbehrlicher Luxus, sondern Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Bildungssystem“.

Die versammelten Personalräte forderten die Landesregierung nachdrücklich auf, Transparenz herzustellen, das Gespräch mit den Ausbildungskräften zu suchen und klarzustellen, welchen Stellenwert Bildung in Hessen tatsächlich haben soll. Die Botschaft vom Kranzplatz ist unmissverständlich: An Bildung zu sparen ist der völlig falsche Ansatz und wird das Land langfristig teuer zu stehen kommen.

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