Reform
Rettungsdienst am Limit: ASB, DRK, Malteser und Johanniter fordern „Neustart“ – Einheitliche Standards und Gesundheitslotsen nötig
Die vier großen Hilfsorganisationen in Hessen ASB, DRK, Malteser und Johanniter – schlagen Alarm. Das hessische Rettungssystem stößt an seine Belastungsgrenzen und benötigt eine grundlegende Reform. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die Organisationen, die jährlich über eine Million Einsätze in Hessen leisten, eine grundlegende Neufassung des Hessischen Rettungsdienstgesetzes.
Symbolfoto
Der Rettungsdienst in Wiesbaden steht unter erheblichem Druck und stößt an seine Grenzen. Trotz hoher Qualität kommt es immer wieder zu Engpässen, verursacht durch steigende Anforderungen, den demografischen Wandel und Fachkräftemangel. Die Rettungskräfte bewältigen täglich eine Vielzahl von Einsätzen, die besonders durch gesundheitliche Notfälle, etwa infolge von Klimaeinflüssen wie extremer Hitze, zunehmen. Die Sanitäterinnen und Sanitäter arbeiten und fahren am absoluten Limit. Während auf der einen Seite technische und personelle Ressourcen vielfach ausgelastet sind, sorgt die hohe Einsatzdichte auch bei den Mitarbeitenden für enorme körperliche und physische Belastungen.
System stößt an Grenzen
Die Rettungsdienstorganisationen in Hessen steht vor großen Herausforderungen. Jetzt schlagen die vier großen Hilfsorganisationen, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Malteser und Johanniter (JUH), gemeinsam Alarm. In einem Positionspapier fordern sie eine grundlegende Reform des Hessischen Rettungsdienstgesetzes, um das System zukunftsfähig, verlässlich und kostenbewusst neu aufzustellen.
„Wir erleben täglich, wie das System an seine Grenzen stößt“, heißt es aus dem gemeinsamen Papier der Hilfsorganisationen. Trotz der derzeit hohen Qualität im bundesweiten Vergleich kämpfen die Rettungskräfte mit dem demografischen Wandel, Fachkräftemangel, regionalen Ungleichheiten sowie wachsender Belastung und steigenden Anforderungen. Die Folge: Die Patientinnen und Patienten leiden unter regional unterschiedlicher Versorgung.
Drei zentrale Forderungen an die Politik
Die Hilfsorganisationen fordern:
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Einheitliche Strukturen und Standards für ganz Hessen:
Der Rettungsdienst darf nicht länger von den individuellen Vorgaben der Landkreise abhängen. Die Organisationen setzen sich für verbindliche landesweite Standards bei Kompetenzen, Fahrzeugausstattung und Fortbildung ein. Eine zentrale Fachaufsicht im Ministerium soll die Umsetzung sicherstellen. -
Verbindliches Qualitätsmanagement mit Landesbericht:
Für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit soll ein rechtlich verankerter Qualitätsmanagementprozess mit jährlichem Bericht eingeführt werden. Die Kosten für diese Qualitätssicherung müssen ebenso als Teil der Finanzierung anerkannt werden. -
Moderne Gesundheitsleitstellen statt klassische Einsatzzentralen:
Die Leitstellen sollen als zentrale Gesundheitslotsen fungieren, die die Patientinnen und Patienten gezielt und effizient in die jeweils richtige Versorgung leiten – egal ob zum Rettungsdienst, Bereitschaftsdienst, Telemedizin oder Hausarzt. Digitale Vernetzung und standardisierte Notrufabfragen sind dafür essenziell.
Weitere Reformvorschläge
Neben diesen Kernforderungen setzen sich die Organisationen für den Ausbau telemedizinischer Systeme, die Vereinheitlichung von Erste-Hilfe-Apps und die gesetzliche Anerkennung ehrenamtlicher Helfer-vor-Ort-Gruppen ein. Diese Maßnahmen sollen die Versorgung verbessern und das Ehrenamt stärken.
Zahlen und Fakten zum Rettungsdienst in Hessen
Hessen verzeichnet jährlich über eine Million Einsätze. Insgesamt gibt es 347 Rettungswachen inklusive Notarzteinsatzfahrzeugen. Die Reform wird als historische Chance gesehen, die Versorgung für die Zukunft sicher und verlässlich zu gestalten – unter Teilnahme und Mitgestaltung aller beteiligten Akteure.
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