Gesellschaft
Wiesbaden tickt vielfältig: Neue Milieu-Studie enthüllt große Unterschiede je nach Ortsbezirk
„Es gibt nicht die typische Wiesbadenerin oder den typischen Wiesbadener.“ Dies ist das zentrale Fazit der neuesten Kurzpublikationen des Amtes für Statistik und Stadtforschung, die erstmals die Wiesbadener Haushalte detailliert anhand der SINUS-Milieus sowie der Digitalen Milieus analysieren. Die Ergebnisse zeigen eine enorme Vielfalt, die für die kommunale Planung und insbesondere die Digitalisierung der Verwaltung große Herausforderungen mit sich bringt.
Symbolfoto: Johannes Lay, Grafiken: Amtes für Statistik und Stadtforschung
Wiesbaden ist bunt, vielfältig und in seinen Stadtteilen unterschiedlich geprägt – das zeigt eine neue Analyse des Amtes für Statistik und Stadtforschung. In zwei Kurzpublikationen wurden erstmals die sozialen Milieus sowie die digitalen Milieus der Stadt nach der SINUS-Typologie ausgewertet. Die Ergebnisse geben wertvolle Einblicke in die Lebensrealitäten und digitalen Gewohnheiten der Wiesbadener Bevölkerung.
Kein einheitliches Wiesbaden – Vielfalt als Merkmal der Stadtgesellschaft
„Es gibt nicht die typische Wiesbadenerin oder den typischen Wiesbadener“, erklärte die zuständige Dezernentin Maral Koohestanian (Volt) bei der Vorstellung der neuen Daten. Die Analyse zeige, dass Wiesbadens Stadtgesellschaft aus sehr unterschiedlichen Gruppen besteht – mit individuellen Lebensstilen, Werten und Bedürfnissen. Diese Vielfalt sei zugleich eine Stärke und Herausforderung für die kommunale Planung, insbesondere in den Bereichen Stadtentwicklung, Kommunikation und Digitalisierung.
Soziale Milieus – Von Postmateriellen bis Prekären
Die Untersuchung teilt Wiesbadens Haushalte in zehn SINUS-Milieus, die vier Hauptgruppen bilden: Leitmilieus, Zukunftsmilieus, moderner und traditioneller Mainstream. Die größte Gruppe bilden die Postmateriellen (15 Prozent) – engagierte, bildungsorientierte Menschen mit hohem Wertebewusstsein. Ihr Anteil reicht von 8 Prozent im Westend bis zu 29 Prozent in Heßloch. Die kleinste Gruppe stellen die Prekären (7 Prozent), die häufig mit geringeren Bildungs- und Einkommenschancen zu kämpfen haben und besondere Unterstützung benötigen.
Stadtteile mit unterschiedlichen Charakteren
Besonders heterogen fällt die gesellschaftliche Struktur in den Innenstadtbezirken Mitte, Rheingauviertel und Westend aus. Hier leben Angehörige unterschiedlicher Milieus auf engem Raum, was die kulturelle Vielfalt und Dynamik der Stadt widerspiegelt. In den äußeren, teils dörflich geprägten Ortsteilen, etwa Kloppenheim oder Nordenstadt, sind die Milieus homogener verteilt. Wiesbadens Milieustruktur ähnelt dabei stark den Städten Mainz und Darmstadt, während Offenbach größere Abweichungen aufweist.

Digitale Milieus – Zwischen Vernetzung und Vorsicht
Neben sozialen Lebenswelten analysierte das Amt auch die digitalen Milieus der Bevölkerung. Diese untersuchen, wie Menschen digitale Angebote nutzen, bewerten und worin sie ihre Stärken oder Hürden sehen. Sechs Typen wurden identifiziert: Die Selektiven, die zurückhaltend und gezielt online sind, dominieren in 17 von 26 Ortsbezirken – am stärksten in Heßloch. Die Explorativen, also digital-affine, innovationsfreudige Gruppen, sind vor allem in der Innenstadt präsent.
Erstaunlich: Rund 45 Prozent der Bevölkerung nutzen digitale Angebote nur eingeschränkt oder mit Skepsis. Für sie bleiben analoge Informationswege wie Aushänge, Printmedien oder persönliche Kontakte weiterhin wichtig.

Bedeutung für Stadtplanung und Kommunikation
Die Ergebnisse liefern eine wertvolle Grundlage für die Stadtverwaltung, politische Gremien und Institutionen. Sie helfen, Projekte zielgruppengerecht zu planen und Kommunikationswege an Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen anzupassen. Die Daten sollen künftig mit weiteren Sozial- und Wirtschaftsdaten kombiniert werden, um die Wiesbadener Lebenswelten noch präziser zu verstehen.
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