Stadtgeschichte
Architekturgeschichte zum Mitlaufen: Der neue Pfad durch Wiesbadens Jugendstil
Wiesbaden lädt ab sofort zum Flanieren durch seine kunstvolle Vergangenheit ein: Der neue Kulturpfad macht die Vielfalt des Jugendstils sichtbar. Von prachtvollen Villen über vergoldete Kirchenmalereien bis hin zu versteckten Juwelen am Stadtrand. Ein Spaziergang, der Geschichte, Ästhetik und Gesellschaftsfragen miteinander verbindet.
Foto: Museum Wiesbaden / Dirk Uebele
Ein neuer Kulturpfad lädt dazu ein, die architektonischen Zeugnisse des Jugendstils in Wiesbaden auf einem inspirierenden Spaziergang zu erkunden.
Die Route führt durch die Innenstadt und darüber hinaus zu ausgewählten Stationen, die das künstlerische Erbe und die Baukunst dieser Epoche eindrucksvoll sichtbar machen.
Architektonisches Erbe
Wiesbaden ist nicht allein durch den Historismus geprägt. Entgegen dem Geschmack des preußischen Kaisers entwickelte sich hier eine bemerkenswerte Vielfalt an Jugendstilbauten. Von der prachtvoll ausgemalten Lutherkirche über die kunstvollen Reliefs der Kaiser-Friedrich-Wilhelm-Therme bis hin zu eleganten Gründerzeitvillen wie dem „Weißen Haus“ birgt die Stadt zahlreiche architektonische Kostbarkeiten.
In gemeinsamer Initiative haben das Kulturamt Wiesbaden, das Stadtmuseum am Markt (sam) und das Museum Wiesbaden diese Schätze in einem Kulturspaziergang für Besucher und Einheimische zugänglich gemacht.
Route durch die Innenstadt
Der Jugendstil-Pfad beginnt an der Schwalbacher Straße und führt entlang bedeutender Gebäude wie der Wartburg und dem Pressehaus bis zur Kaiser-Friedrich-Therme am Kranzplatz.
Auch die Fassade des ehemaligen Palast Hotels zeugt vom Glanz der Grand Hotels um 1900. Weitere Stationen sind die Drei-Lilien-Quelle, der Muschelsaal im Kurhaus sowie eine Ausstellung im sam, die das Leben zur Zeit des Jugendstils in Wiesbaden beleuchtet.
Sammlung Neess im Museum Wiesbaden
Ein zentrales Highlight des Pfads ist die Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess im Museum Wiesbaden. Mit über 500 Exponaten bietet sie einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Kunstgattungen dieser Epoche.
Die Lutherkirche mit ihren detailreichen Wandmalereien und kunstvollen Goldschmiedearbeiten bildet einen würdigen Abschluss des Rundgangs durch das Stadtzentrum. Auch außerhalb der Innenstadt warten Entdeckungen: Die Trauerhalle auf dem Südfriedhof und die Sektkellerei Henkell sind eindrucksvolle Zeugnisse der Jugendstil-Baukunst und lohnen einen weiteren Besuch.
Stimmen aus der Stadt
„Der neue Jugendstil-Pfad macht eindrucksvoll sichtbar, wie diese internationale Kunstströmung das Gesicht Wiesbadens mitgeprägt hat. Mit diesem neuen Kulturangebot schaffen wir einen weiteren Zugang zur Stadtgeschichte und laden Gäste wie Einheimische dazu ein, Wiesbaden mit offenen Augen neu zu entdecken,“ so Jörg-Uwe Funk, Leiter des Wiesbadener Kulturamtes.
„Dank der Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess im Museum Wiesbaden wurde der Jugendstil in Wiesbaden endlich wieder sichtbar und wahrnehmbar“, begrüßt Dr. Peter Forster, Kustos der Jugendstilsammlung Ferdinand W. Neess, den neuen Kulturspaziergang. „Das vom Museum initiierte und von der gesamten Stadtgesellschaft gestaltete Jugendstil-Jahr 2019 hat gezeigt, wieviel Jugendstil in der Stadt vorhanden war und heute immer noch sichtbar ist. Der Jugendstil-Pfad dient auch der Erforschung jener Objekte, die wir heute noch gar nicht bewusst wahrnehmen.“
Privater Glanz und öffentliche Pracht
„Als Ausdruck lebensreformerischer Ideen blieb der Jugendstil für das Wiesbadener Stadtbild und seine -gesellschaft bis zum Anfang der 1930er Jahre prägend – mitunter von der Wiege bis zur Bahre. In Wiesbaden wurden gesamtgesellschaftliche Themen wie die Rolle der Frau, Sinnhaftigkeit traditioneller Normen oder Ausdrucksformen von Religionen schon früh neu verhandelt und umgesetzt.
Architektonisch war der Jugendstil ästhetischer Ausdruck einer aufgeklärten gesellschaftlichen Elite – zumeist als Ornament im Fassadenschmuck und/oder als Innenausstattung. Dennoch besitzt die Stadt einzelne private Jugendstil-Juwele, wie die Villen in der Bingertstraße und im Dambachtal,“ erläutert Dr. Vera Klewitz, Kuratorin Sammlung Nassauischer Altertümer am sam – Stadtmuseum am Markt. „Zu meinen persönlichen Highlights öffentlicher Jugendstil-Gebäude zählen: Die Trauerhalle auf dem Südfriedhof, die Lutherkirche und das Kaiser-Friedrich-Bad.“
Informationen für Besucher
Kostenlose, zweisprachige Faltpläne (Deutsch/Englisch) sind in der Tourist Information Wiesbaden erhältlich. Weitere Informationen und ausführliche Beschreibungen finden sich auf der Website des Pfads unter www.jugendstilpfad.de.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram sowie auf Threads!
