Internationaler Austausch

Südkorea schaut nach Wiesbaden: Wohnraummodell im Fokus

Wiesbaden gilt als Beispiel dafür, wie soziale Wohnraumversorgung trotz angespannter Märkte funktionieren kann. Nun reiste eine Delegation aus Südkorea an, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Welche Einblicke sie erhielt und warum der Austausch weit über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung hat zeigt der Blick hinter die Kulissen.

Von: |Erschienen am: 11. Dezember 2025 15:19|

Foto: Stadt Wiesbaden

Die Landeshauptstadt Wiesbaden verfolgt ein umfassendes Maßnahmenpaket, um bezahlbaren Wohnraum langfristig zu sichern und sozial ausgewogen weiterzuentwickeln.

Im Rahmen eines Fachgesprächs nutzte eine Delegation aus Südkorea die Gelegenheit, sich über aktuelle Herausforderungen, Arbeitsabläufe und strukturelle Rahmenbedingungen zu informieren.

Zentrale Aufgaben der Wohnraumversorgung

Im Amt für Soziale Arbeit übernimmt die Abteilung Wohnen eine Schlüsselrolle in der sozialen Wohnraumversorgung. Als kommunale Wohnraumförderstelle setzt sie die gesetzlichen Förderprogramme des Landes Hessen um, berät Menschen mit besonderen Wohnbedarfen, vermittelt geförderte Wohnungen an berechtigte Haushalte und begleitet städtebauliche Projekte zur Weiterentwicklung ganzer Quartiere.

Diese integrierte Struktur ermöglicht es der Stadt, auf die angespannte Lage am Wohnungsmarkt gezielt zu reagieren und dort zu unterstützen, wo der Bedarf besonders groß ist.

Instrumente der Wohnraumförderung

Ein wesentlicher Baustein der Wiesbadener Wohnraumpolitik ist das Zusammenspiel verschiedener Förderinstrumente. Die Stadt nutzt sowohl Landes- als auch kommunale Mittel, sichert durch Mietpreis- und Belegungsbindungen langfristig bezahlbare Mieten und organisiert die Vergabe geförderter Wohnungen über transparente Verfahren.

Der Bedarf bleibt hoch: Rund 3.700 Haushalte sind derzeit als wohnberechtigt registriert, jährlich können etwa 500 Wohnungen vermittelt werden.

Fachgespräch mit südkoreanischer Delegation

Wie diese Strukturen in der Praxis wirken, stellte die Abteilung Wohnen am Dienstag, 9. Dezember, einer Delegation der Gyeonggi Housing & Urban Development Corporation aus Südkorea vor. Die Gäste informierten sich über die Förderpraxis der Stadt und diskutierten Herausforderungen wie steigende Baukosten, rückläufige Bautätigkeit und demografische Veränderungen.

Besonders interessierte sie, wie Wiesbaden trotz dieser Rahmenbedingungen neue bezahlbare Wohnungen schafft und soziale Mischung in den Quartieren stärkt.

Beispiel Kärntner Viertel

Ein konkretes Beispiel lieferte das „Kärntner Viertel“, in dem 101 Wohnungen entstanden sind, davon 36 gefördert. Durch die kombinierte Finanzierung von Stadt, Land und privaten Investoren konnten dort Mietpreise realisiert werden, die deutlich unter dem Marktniveau liegen.

Das Projekt zeigt, wie Fördermittel wirksam eingesetzt werden können, um bezahlbaren Wohnraum dauerhaft zu sichern.

Stimmen aus der Verwaltung

Heike Richter, kommissarische Leiterin des Amtes für Soziale Arbeit, betont: „Wir arbeiten an einem System, das Verlässlichkeit schafft – für Haushalte, die dringend bezahlbaren Wohnraum benötigen, und für Partner in der Wohnungswirtschaft, die mit uns gemeinsam neue Lösungen entwickeln. Die Verbindung von Förderung, Beratung und Vermittlung macht unsere Arbeit wirksam und nachhaltig.“

Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher (SPD) ordnet den internationalen Austausch ein: „Dass eine Delegation aus Südkorea den Austausch mit Wiesbaden sucht, zeigt, wie relevant die Frage nach bezahlbarem Wohnraum weltweit geworden ist. Gute soziale Wohnraumversorgung entsteht dort, wo Erfahrungen offen geteilt und weiterentwickelt werden. Solche Gespräche machen deutlich, dass soziale Gerechtigkeit und stabile Quartiere international zentrale Herausforderungen sind.“

Wiesbadens Modell überzeugt internationale Gäste

Zum Abschluss würdigte die Delegation die klare Struktur der Wiesbadener Wohnraumversorgung sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Land und Wohnungswirtschaft.

Der Austausch machte deutlich, dass viele Regionen weltweit vor ähnlichen Aufgaben stehen und dass Wiesbaden mit seinem integrierten Ansatz wertvolle Impulse geben kann.

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