Mitmenschlichkeit leben
Waltraud Sonntag erhält Wilhelm-Kahl-Preis für gelebte Nächstenliebe
Seit Jahrzehnten sorgt Waltraud Sonntag im Sauerland dafür, dass ein Spielplatz mehr ist als nur ein Ort zum Spielen. Er wird durch ihr Engagement zu einem Raum der Begegnung, Fürsorge und Menschlichkeit. Für ihren unermüdlichen Einsatz wurde sie nun mit dem Wilhelm-Kahl-Preis des Evangelischen Dekanats Wiesbaden ausgezeichnet. Eine stille Heldin, die zeigt, wie viel Kraft im Alltäglichen steckt.
Foto: Andrea Wagenknecht
In diesem Jahr wird der mit 500 Euro dotierte Wilhelm-Kahl-Preis für Mitmenschlichkeit an Waltraud Sonntag verliehen. Das Evangelische Dekanat Wiesbaden würdigt damit eine Frau, die seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass ein öffentlicher Platz im Sauerland ein Ort des Miteinanders bleibt.
„Für dieses Engagement wollt ihr mich auszeichnen? Ich tue doch nur etwas, das ganz selbstverständlich ist“, sagte Waltraud Sonntag laut Pfarrer Andreas Günther in seiner Laudatio auf der Dekanatssynode. Günther betont jedoch, dass das, was sie als selbstverständlich empfindet, gelebte Nächstenliebe ist.
Lebenslange Verantwortung für den Spielplatz
Für Waltraud Sonntag begann alles in ihrer Kindheit. Als Zwölfjährige erlebte sie die Eröffnung des Spielplatzes, den sie auch heute, 60 Jahre später, aktiv betreut. Sie sammelt Müll, beseitigt Glasscherben, reinigt die Toiletten, sorgt für Seife und Handtücher.
Und vor allem: Sie ist präsent. Sie öffnet das Toilettenhäuschen, gibt Spielsachen heraus, hört zu und verteilt Pflaster, wo es nötig ist. Und wenn es einmal laut wird, sucht sie das Gespräch mit Jugendlichen, statt sofort die Polizei einzuschalten.
Engagement über den Spielplatz hinaus
Neben ihrer Arbeit auf dem Spielplatz war Waltraud Sonntag auch als Bereitschaftspflegemutter aktiv. Zahlreiche Kinder nahm sie für Wochen oder Monate bei sich auf und viele kehren Jahre später zurück, um „Danke“ zu sagen.
„Alltagsheldin“ für gelebte Nächstenliebe
Pfarrer Günther würdigte Waltraud Sonntag als „Alltagsheldin“, die genau wahrnimmt, wo Hilfe benötigt wird. „Sie sind ein Beispiel dafür, wie gut und wie wichtig Menschen sind, die einfach das Kleine tun – das, was direkt vor der Haustür passiert. Nichts, was großes Aufsehen erregt, aber wovon Gesellschaft lebt.“
„Man muss nur die Augen aufmachen, es sehen und tun“, sagt die sichtlich gerührte Waltraud Sonntag. Sie handelt mit Herz, Beharrlichkeit und einem offenen Blick für ihre Mitmenschen.
Der Wilhelm-Kahl-Preis
Der Preis geht auf Wilhelm Kahl zurück, der aus Wiesbaden-Delkenheim stammte und in der evangelischen Kirchengemeinde sowie in zahlreichen Vereinen aktiv war. Nach seinem Tod hinterließ er dem Dekanat Wiesbaden ein Vermächtnis von 30.000 Euro mit der Auflage, jährlich einen Preis von 500 Euro zu vergeben. Ausgezeichnet werden Menschen, die sich, unabhängig von Konfession, Religion, Nationalität oder Geschlecht,in besonderer Weise sozial engagieren.
Seit 2018 wird der Preis jedes Jahr verliehen. Frühere Preisträger waren unter anderem Gisela Keßler aus Biebrich für ihr Engagement in den Bereichen Frieden und Nachhaltigkeit, der Mediziner Sievert Seebens für die ärztliche Versorgung in der Teestube und Milena Rossel, die als bisher jüngste Preisträgerin für ihre langjährige Arbeit in der Kinder- und Jugendarbeit geehrt wurde.
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