Wildwechselgefahr

Zeitumstellung erhöht Risiko für Unfälle mit Waldtieren zur Rush-Hour

Mit der Umstellung auf die Winterzeit am kommenden Sonntag steigt die Gefahr von Wildunfällen deutlich an. In der kritischen Phase zwischen Tageslicht und Pendlerverkehr, sind besonders Landstraßen durch Wald und Feld in der Umgebung von Wiesbaden betroffen. Der Landesjagdverband Hessen und der ADAC Hessen-Thüringen rufen zu erhöhter Aufmerksamkeit auf und geben konkrete Verhaltenstipps für Autofahrer. Auch das richtige Vorgehen nach einem Zusammenstoß mit Wild wird erläutert.

Von: |Erschienen am: 22. Oktober 2025 09:41|

Symbolfoto

Ab Beginn der saisonalen Zeitumstellung am Sonntag, 26. Oktober, fällt die Dämmerungsphase zunehmend mit dem Berufsverkehr zusammen. In dieser Zeit sind viele Wildtiere auf Nahrungssuche unterwegs.

Der Landesjagdverband Hessen und der ADAC Hessen-Thüringen warnen vor erhöhter Unfallgefahr mit Wild im Herbst und geben Hinweise für eine sichere Fahrt.

Müdigkeit beeinflusst Fahrverhalten

Nicht alle Menschen verkraften die Zeitumstellung problemlos. Viele fühlen sich in den Tagen danach müde, antriebslos oder haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.

„Unter diesen Umständen kann das Unfallrisiko nach der Zeitumstellung ansteigen. Anfang kommender Woche sollten Autofahrer daher besonders aufmerksam unterwegs sein und mit unkonzentrierten Verkehrsteilnehmern rechnen“, erklärt Oliver Reidegeld, Pressesprecher des ADAC Hessen-Thüringen.

Wildunfälle nehmen deutlich zu

Neben den persönlichen Auswirkungen steigt auch die Gefahr von Zusammenstößen mit Wildtieren. Bundesweit kommt es statistisch alle 2,5 Minuten zu einem Wildunfall. In Hessen wurden im aktuellen Jagdjahr bereits 5.569 größere Wildtiere wie Hirsche, Rehe und Wildschweine im Straßenverkehr erfasst.

Kleinere Tiere wie Füchse oder Hasen sind in dieser Zahl nicht enthalten. Besonders gefährdet sind Landstraßen, die durch Waldgebiete oder entlang von Feldern führen. In den Morgenstunden zwischen 6.00 und 9:00 Uhr sowie ab etwa 17:00 Uhr, wenn die Dämmerung einsetzt, steigt das Risiko erheblich.

Wildwechsel bleibt unterschätzt

„Oftmals sind sich Autofahrer der Unfallgefahr durch Wild auf solchen Strecken nicht bewusst. Durch eine umsichtige und aufmerksame Fahrweise kann das persönliche Wildunfallrisiko stark reduziert werden“, so Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des Landesjagdverbandes Hessen.

Verkehrsschilder sollen auf Strecken mit häufigem Wildwechsel frühzeitig warnen, werden jedoch häufig übersehen. An bekannten Unfallstellen informieren Plakatwände zusätzlich über die Gefahren in der dunklen Jahreszeit.

 Ministerium ruft zu Rücksicht auf

Der hessische Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) betont: „Fast jeder Wildunfall kann zu schweren Folgen für die betroffenen Fahrzeuginsassen führen, etwa wenn das Fahrzeug durch Ausweichmanöver von der Fahrbahn abkommt.

Deswegen wollen wir auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit dem Landesjagdverband und dem ADAC das Bewusstsein dafür schärfen, dass Vorsicht und Rücksichtnahme im Straßenverkehr nicht nur für das Miteinander von Menschen, sondern auch für das von Mensch und Natur gilt. Insbesondere im Zeitraum der Zeitumstellung gilt besondere Vorsicht in den Bereichen mit Wildwechsel.“

Verhalten bei Wildsichtung

Im Herbst sollten Autofahrer in Hessen mit ausreichend Abstand fahren und in der Dämmerung stets bremsbereit sein. Wenn ein Tier am Straßenrand oder auf der Fahrbahn steht, empfiehlt es sich, kontrolliert zu bremsen, das Fernlicht auszuschalten und mehrfach zu hupen. „Die Augen der Wildtiere sind deutlich lichtempfindlicher als die des Menschen, das Fernlicht blendet die Tiere und macht sie orientierungslos. Der Hupton hilft Wildtieren, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten“, erklärt Oliver Reidegeld.

Sollte ein Zusammenstoß unvermeidbar sein, ist ein festes Halten des Lenkrads und kontrolliertes Bremsen sicherer als ein riskantes Ausweichmanöver. Prof. Dr. Jürgen Ellenberger warnt: „Ein Tier kommt selten allein“. Da Wildtiere meist in Gruppen unterwegs sind, sollten Autofahrer bei Sichtung einzelner Tiere stets mit weiteren rechnen und ihre Geschwindigkeit entsprechend anpassen.

Was nach einem Wildunfall zu tun ist

Obwohl bei einem Aufprall mit einem Rothirsch bei 60 km/h Kräfte von rund fünf Tonnen wirken, verlaufen die meisten Wildunfälle ohne Personenschäden. Dennoch bleiben Sachschäden und verletzte Tiere zurück. Nach einem Unfall ist es wichtig, die Unfallstelle sofort abzusichern:

  • Warnblinkanlage einschalten und am rechten Fahrbahnrand anhalten
  •  Warnweste anlegen und Warndreieck in ausreichendem Abstand aufstellen
  •  Polizei unter 110 informieren, bei verletzten Personen den Notruf 112 wählen
  •  Abstand zum verletzten Tier halten, um Panikreaktionen zu vermeiden
  •  Für die Versicherung eine Wildunfallbescheinigung von Polizei oder Jäger ausstellen lassen
  •  Bei verletzten und geflüchteten Tieren informiert die Polizei den zuständigen Jäger
  •  Unfallstelle markieren, etwa mit einer Einkaufstüte oder einem Taschentuch am Straßenrand

Sicherheit geht vor

Tote Tiere sollten niemals ohne Handschuhe berührt werden. Von verletzten Wildtieren ist Abstand zu halten. Wer Wild mitnimmt, macht sich strafbar und kann wegen Wilderei belangt werden.

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