Zukunftssorgen

Kulturbeirat kritisiert sinkende Haushaltsanteile für Kultur

Trotz einzelner Fortschritte im Haushaltsentwurf bleibt die Finanzierung der Wiesbadener Kulturlandschaft prekär. Der Kulturbeirat warnt vor einer schleichenden Entwertung der Kultur durch sinkende Haushaltsanteile und verweist auf die Notlage freier Träger wie das kuenstlerhaus43. Während Planungsmittel in Visionen fließen, fehlt es an konkreter Unterstützung für bestehende Einrichtungen.

Von: |Erschienen am: 22. Oktober 2025 11:16|

Symbolfoto

Der Kulturbeirat Wiesbaden weist darauf hin, dass insbesondere die frei-gemeinnützigen Kulturträger eine verlässliche und ausreichende finanzielle Unterstützung benötigen, um ihre Arbeit langfristig sichern zu können.

Haushaltsentwurf bringt gemischte Signale

Nach der Vorstellung der Anträge zum städtischen Haushaltsentwurf durch die Rathauskooperation am Dienstag, 21. Oktober, zeigt sich der Kulturbeirat teils erleichtert. Einige Befürchtungen, etwa eine weitere Kürzung der Projektmittel, hätten sich abgeschwächt. Positiv bewertet wird die Erhöhung der institutionellen Zuschüsse um 235.000 Euro, was einem Drittel der von der Jury empfohlenen Summe entspricht.

Zudem wurde angekündigt, die Zuschüsse künftig an die allgemeine Preisentwicklung anzupassen. Die genaue Höhe dieser Dynamisierung steht jedoch noch aus. Der Kulturbeirat sieht darin einen Schritt in Richtung Umsetzung des Kulturentwicklungsplans, betont jedoch: „Aber auskömmlich wird die Bezuschussung mit den jetzt geplanten Beschlüssen zum Kulturhaushalt jedoch immer noch nicht.“

Anteil der Kulturausgaben sinkt weiter

Der Anteil der Mittel für Kultur am Gesamtbudget der Stadt Wiesbaden ist seit mehreren Jahren rückläufig. Im Jahr 2023 lag er bei 3,6 Prozent, sank 2024 auf 3,19 Prozent und soll 2025 nur noch 2,99 Prozent betragen. Auch mit dem aktuellen Haushaltsentwurf setzt sich dieser Trend fort.

Der Kulturbeirat warnt davor, dass mit dem sinkenden Anteil auch die gesellschaftliche Bedeutung der Kultur abnehme. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sei ein gegenläufiger Kurs notwendig, um die kulturelle Infrastruktur zu erhalten.

Wiesbaden im Städtevergleich abgeschlagen

Im Vergleich mit anderen hessischen Großstädten liegt Wiesbaden bei den Kulturausgaben pro Einwohner auf einem der hinteren Plätze. Dr. Helmut Müller, Vorsitzender des Kulturbeirats, erklärt:

„Wir haben einen nominal steigenden Haushalt und steigende Einnahmen in der Stadt. Kultur wird immer gerne gelobt. Dabei gibt es einen viel einfacheren Weg, Wertschätzung auszudrücken: Mehr Geld. Man erkennt den guten Willen in den Ansätzen zum Kulturhaushalt, aber die Erhöhungen reichen nicht aus, um die Bedarfe nach massiven Kostensteigerungen der letzten Jahre zu decken. Und die Talsohle ist noch nicht erreicht.“

Projektmittel und VHS-Finanzierung

Die freien Projektmittel sollen auf 200.000 Euro steigen. Nach Einschätzung des Kulturbeirats reicht dieser Betrag für die gesamte Stadt nicht aus. Die Mittel für die Kulturentwicklungsplanung wurden auf 75.000 Euro erhöht, was einen Stillstand zwar verhindert, dem Umfang des Vorhabens jedoch nicht gerecht wird.

Die geplante Erhöhung der Mittel für die Volkshochschule um eine Million Euro wird als notwendig erachtet, da der Betrieb am neuen Standort andernfalls nicht realisierbar wäre.

kuenstlerhaus43 vor ungewisser Zukunft

Ein Beispiel für die angespannte Lage ist das freie Theater „kuenstlerhaus43“ in Wiesbaden. Für eine mögliche neue Spielstätte ist ein zusätzlicher Zuschuss erforderlich, der jedoch im aktuellen Haushaltsentwurf nicht vorgesehen ist. Ohne diese Unterstützung kann die Miete nicht finanziert werden. Dr. Müller kommentiert:

„Momentan bestimmen vornehmlich wenig aussichtsreiche Visionen die Debatte um die Zukunft der innerstädtischen Kultur. Das kuenstlerhaus43 ist ganz real im hier und jetzt und seine Zukunft ist nur von einem Beschluss abhängig. Während in Fantasieprojekte und Wolkenschiebereien hohe Planungskosten investiert werden, tut sich hier exemplarisch die Frage auf, inwiefern sich Kulturakteure eigentlich auf die Zusagen der Stadt verlassen können.“

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