Finanzierungsrisiko
Ostfeld Wiesbaden: AUF warnt vor Haushaltskollaps
Die neue Kosten- und Finanzierungsübersicht für das Ostfeld sorgt für Diskussionen: Trotz einer enormen Millionen-Einsparung durch den Wegfall des Autobahnanschlusses wächst das Defizit weiter und liegt nun bei knapp 210 Millionen Euro. Kritiker wie Philipp Pfefferkorn bemängeln fehlende Transparenz, nicht berücksichtigte Großposten und die weiterhin ungeklärten Kosten für eine dringend benötigte Schienenanbindung. Die Frage bleibt: Wie teuer wird das Ostfeld wirklich, und kann sich Wiesbaden das leisten?
Foto: Studio-Wessendorf_DLA-Landschaftsarchitekten_Bittkau-Bartfelder
In der Sitzung des Ortsbeirats Mainz-Kastel am Dienstag, 30. September, wurde die aktualisierte Kosten- und Finanzierungsübersicht (KoFi 2025) für das städtebauliche Großprojekt Ostfeld bei Wiesbaden, zwischen Erbenheim und Mainz-Kastel, vorgestellt.
Das Ergebnis sorgt für Unruhe: Das Defizit hat sich seit 2020 von -72 Millionen Euro auf nun knapp -210 Millionen Euro nahezu verdreifacht.
Autobahnanschluss gestrichen
Die Stadt Wiesbaden verzichtet laut aktueller Planung auf den ursprünglich vorgesehenen Autobahnanschluss. Ein Gutachter sehe keinen Bedarf mehr, heißt es.
Schriftliche Nachweise für diese Einschätzung wurden jedoch nicht vorgelegt. Die Streichung entlastet die Kalkulation um 33,5 Millionen Euro, wirft jedoch Fragen zur Transparenz und Nachvollziehbarkeit auf.
Tiefrote Zahlen trotz Einsparung
Trotz der eingesparten Summe verschlechtert sich die Gesamtbilanz weiter. Das Defizit stieg von -206,7 Millionen Euro (KoFi 2024) auf -209,8 Millionen Euro (KoFi 2025).
Gründe sind laut Stadtverwaltung gestiegene Baupreise (minus 23,9 Millionen Euro) sowie stagnierende Baulandpreise (minus 16,7 Millionen Euro). Weitere Kosten, etwa für die Entsorgungsbetriebe (ELW) oder geplante Freizeitflächen, sind bislang nicht berücksichtigt.
Schienenanbindung bleibt ungelöstes Problem
Ein zentraler Kritikpunkt bleibt die fehlende ÖPNV-Anbindung. Ohne eine leistungsfähige Schienenverbindung könne das Ostfeld als Stadtteil nicht funktionieren. Obwohl bereits zwei Machbarkeitsstudien zur Schienenanbindung vorliegen und eine dritte läuft, fehlen weiterhin belastbare Zahlen.
„Für eine Straßenbahn würden dreistellige Millionenbeträge nötig werden. Ich vermisse hier klare Worte und ein Bekenntnis der Stadtpolitik zur Schiene. Denn ohne leistungsfähige Schienenanbindung kein Ostfeld“, erklärt Philipp Pfefferkorn vom AUF AKK. Stattdessen prüft die Stadt eine Busanbindung, ein Schritt, der laut Pfefferkorn den Vorgaben der Regionalversammlung und früheren Zusagen widerspricht.
Haushaltsrisiko für Wiesbaden?
Für viele Wiesbadener Bürger bleibt unklar, welche finanziellen Belastungen tatsächlich auf die Stadt zukommen. Allein Baupreissteigerungen und stagnierende Grundstückswerte verursachen innerhalb eines Jahres Mehrkosten von rund 40 Millionen Euro.
„Das Ostfeld wird den städtischen Haushalt überfordern. Können wir uns das in Zeiten leerer Kassen leisten? Woher sollen die mehreren hundert Millionen kommen, wenn das Geld jetzt schon überall fehlt?“ fragt Pfefferkorn.
Kostenübersicht voller Lücken und Kosmetik
Er ergänzt: „Die Stadt spart 33,5 Millionen Euro für einen Autobahnanschluss, der plötzlich doch nicht mehr gebraucht wird. Gleichzeitig aber steigen die Kosten. Große Posten werden in der Rechnung nicht berücksichtigt. Das zeigt: Diese Kalkulation ist nichts anderes als Kosmetik. So gewinnt man kein Vertrauen in ein Projekt, das den städtischen Haushalt mit dreistelligen Millionenbeträgen belastet.“
Weitere Informationen
- Zeitreihe der Kosten- und Finanzierungsübersichten „Ostfeld“ 2020-2025
- Bericht der Stadt Wiesbaden an das Regierungspräsidium Darmstadt zur Schienenanbindung
Ostfeld, Stand 01.09.2025 - Schreiben des RP Darmstadt als Geschäftsstelle der Regionalversammlung (RVS) zur
Schienenanbindung vom 22.01.2025
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