Starke Teams

Modellprojekt bringt frischen Wind in multiprofessionelle Kitas

In Wiesbaden beginnt ein wegweisendes Modellprojekt, das die Zukunft der frühkindlichen Bildung neu denken will. Multiprofessionelle Kitas sollen entstehen mit vielfältigen Kompetenzen im Team, klaren Rollen und gezielter Förderung. Ziel ist es, Kinder besser zu unterstützen und pädagogische Fachkräfte nachhaltig zu entlasten.

Von: |Erschienen am: 15. September 2025 11:39|

Fotos: Stadt Wiesbaden

Das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden haben ein gemeinsames Modellprojekt ins Leben gerufen, um neue Wege für die multiprofessionelle Ausrichtung von Kindertagesstätten zu erproben. Ziel ist es, die pädagogische Qualität zu steigern und Fachkräfte gezielt zu entlasten.

Multiprofessionelle Kita-Teams im Fokus

Am 12. September wurde das Projekt „Modellregion Wiesbaden: Viele Perspektiven. Ein Team. Eine Kita.“ offiziell vorgestellt. Es soll Antworten auf die wachsenden Anforderungen in der frühkindlichen Bildung liefern und die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen in Kitas fördern.

Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung

Kindertagesstätten stehen unter zunehmendem Druck. Der Mangel an Fachkräften verschärft sich durch den demografischen Wandel. Gleichzeitig sind die Aufgaben komplexer geworden: Sprachförderung, Inklusion und die Unterstützung von Familien in schwierigen Lebenslagen gehören heute zum Alltag. Multiprofessionelle Teams sollen künftig gezielter helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Gelingensbedingungen

Damit die Zusammenarbeit verschiedener Professionen gelingt, braucht es klare Strukturen. Das Modellprojekt untersucht, welche Rahmenbedingungen notwendig sind und wie Hürden beseitigt werden können.

Ein durchdachtes Konzept, eine starke Leitung und ein unterstützendes System sind dabei entscheidend. Besonders relevant ist die Frage, wie Fachkräfte mit anderen Qualifikationen angemessen vergütet werden können, um sie für die Arbeit in Kitas zu gewinnen.

Klare Rollen und gezielte Fortbildung

Ein zentraler Aspekt ist die Verständigung im Team über Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Wenn Rollen klar definiert sind und durch Fortbildungen begleitet werden, kann dies auch die Grundlage für eine faire Bezahlung schaffen.

Stimmen aus Politik und Verwaltung

„Wir alle wissen, dass sich die Anforderungen verändert haben. Sprache, Inklusion, die Begleitung von Familien. Kitas sind heute Bildungsort und Lebensraum, dabei ist es sinnvoll, wenn die unterschiedlichen Kompetenzen in den Kita-Teams in unterschiedlichen Rollen zusammenarbeiten. Das Land Hessen will mit diesem Modellprojekt zeigen, wie wir den Kitas zusätzliche Stärke geben können“, sagte die Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, Heike Hofmann (SPD). „Das hilft den Kindern, weil sie individueller gefördert werden, und es hilft den pädagogischen Fachkräften, weil sie entlastet werden und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. So entsteht ein Modell, das wir bei Erfolg auf ganz Hessen übertragen können.“

„In unseren Kitas sehen wir täglich, wie vielfältig die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien sind“, erklärte die Sozialdezernentin der Landeshauptstadt, Dr. Patricia Becher (SPD). „Unsere Erzieherinnen und Erzieher leisten unglaublich viel – aber sie können nicht alles alleine abdecken. Deshalb brauchen wir einen klugen Weg: Wir öffnen Kitas für weitere Professionen, aber nicht beliebig, sondern mit klaren Regeln, zusätzlichen Qualifizierungen und einer wissenschaftlichen Auswertung. Mit dem Modellprojekt wollen wir erreichen, dass zusätzliche Fachkräfte mit spezifischem Wissen die Teams gezielt unterstützen.“

Projektsteuerung und wissenschaftliche Begleitung

Die Umsetzung liegt bei der Abteilung Kindertagesstätten und Kindertagespflege im Amt für Soziale Arbeit. Ein Fachbeirat begleitet das Projekt, bestehend aus Vertretern des Ministeriums, der Stadt, der Gewerkschaft ver.di sowie Kita-Trägern. Der Beirat entwickelt Kriterien, prüft Qualifizierungswege und bewertet die Ergebnisse.

Praxisnahe Forschung für multiprofessionelle Kitas

„Das Besondere an diesem Modellprojekt ist die enge Verzahnung von Praxis und Steuerung“, betonte Thomas Scheffler, Abteilungsleiter Kindertagesstätten und Kindertagespflege, der die Projektleitung übernimmt. „Wir starten mit einer Ist-Analyse in ausgewählten Einrichtungen, um den Bedarf genau zu erfassen. Danach erproben wir die im Fachbeirat entwickelten Kriterien in der Praxis – mit Rückmeldungen von Fachkräften, Trägern und Eltern.

Unsere Aufgabe ist es, diese Erfahrungen systematisch auszuwerten und daraus konkrete Empfehlungen abzuleiten: Welche zusätzlichen Professionen sind wirklich hilfreich, welche Qualifizierungen sind erforderlich und wie kann Durchlässigkeit tariflich und organisatorisch umgesetzt werden? Damit stellen wir sicher, dass die Ergebnisse praxisnah sind und den Kitas langfristig weiterhelfen.“

Vielfalt der Kita-Träger als Stärke

Zum Projektstart beteiligen sich zehn Kindertagesstätten unterschiedlicher Träger. Dazu zählen städtische, freie und elterninitiierte Einrichtungen. Diese Vielfalt soll sicherstellen, dass die Erkenntnisse des Projekts breit anwendbar sind und die Realität in den Kitas umfassend abbilden.

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