Strom-Projekt
Streit um Amprion-Trassen: Landwirte im „Ländchen“ fordern Bündelung östlich von Wallau
Es ist ein zentrales Projekt der Energiewende, doch in der Region sorgt es für massive Bedenken. Der Netzbetreiber Amprion plant im Rahmen des "Rhein-Main-Link“-Projekts den Bau von zwei parallelen Erdkabeltrassen östlich und westlich von Wallau. Für die Landwirte in Wallau und den Wiesbadener Ortsteilen Nordenstadt sowie Delkenheim ist diese doppelte Trassenführung jedoch weder ökologisch noch wirtschaftlich nachvollziehbar. Sie fordern eine Bündelung der Trassen, um wertvolle Agrarflächen und die Natur der Region zu schützen.
Foto: privat
Sieben Kilometer zusätzlicher Flächenverbrauch, massive Eingriffe in Natur und Landwirtschaft und eine Zersplitterung der Region. Landwirte aus Wallau, Nordenstadt und Delkenheim schlagen Alarm. Der Netzbetreiber Amprion plant im Rahmen des Projekts „Rhein-Main-Link“ zwei parallele Erdkabeltrassen rund um Wallau. Für die betroffenen Betriebe ist das weder ökologisch noch wirtschaftlich vertretbar. Ihre Forderung: Trassenbündelung östlich von Wallau – mit mehr Rücksicht, Transparenz und Effizienz.
Rhein-Main-Link – Strom von der Nordsee ins Rhein-Main-Gebiet
Der „Rhein-Main-Link“ gilt als eines der zentralen Infrastrukturprojekte der Energiewende. Über leistungsstarke Erdkabel soll Windstrom aus der Nordsee direkt ins Rhein-Main-Gebiet transportiert werden. Doch die Planung sieht aktuell eine Doppeltrasse rund um Wallau vor – eine westlich, eine östlich des Ortes. Jede Leitung beansprucht einen Baukorridor von 70 Metern Breite, über mehrere Jahre hinweg.
Für die Ortsbauernschaft Wallau und ihre Kollegen aus Wiesbaden-Nordenstadt und Delkenheim ein schwer erträgliches Szenario: „Uns ist klar, dass der Strom gebraucht wird. Aber die Trassenführung muss gerecht, effizient und verantwortungsbewusst gestaltet werden. Zwei Trassen zu bauen macht keinen Sinn“, kritisiert Markus Pfeiffer, Landwirt aus Nordenstadt.
„Sieben Kilometer zu viel“ – Landwirte sehen Alternativen
Die Landwirte fordern eine Bündelung beider Trassen östlich von Wallau. Dort sei ein Zusammenschluss technisch möglich, da sich bereits der Abzweig zur Konverterstation Kriftel befindet. Die Vorteile wären erheblich:
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Einsparung von rund sieben Kilometern zusätzlicher Baustellenfläche
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Verkürzung der Bauzeit und geringere Belastung für Mensch und Natur
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Schutz wertvoller Agrarflächen und Naherholungsgebiete
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Kostenvorteile bei Planung und Bau
„Eine Bündelung wäre technisch machbar, ökologisch sinnvoll und ökonomisch effizient. Alles andere bedeutet unnötige Eingriffe in Natur und Landwirtschaft“, ergänzt Kreislandwirt Ditmar Kranz.
Dauerbelastung für die Region
Das Projekt reiht sich in eine Vielzahl von Großvorhaben ein, die die Region seit Jahren prägen: neue Gewerbegebiete, Konverterstationen, Rechenzentren, Wohnsiedlungen, Bahnausbau, Radschnellwege und der Ausbau der A66. In Summe drohe der Verlust von über 140 Hektar landwirtschaftlicher Fläche.
„Das sind massive Einschnitte in die Natur, die nicht spurlos vorbeigehen werden – auch wenn die Erde nach den Bauarbeiten wieder zugeschoben wird“, warnt Bernd Dressler vom Nordenstadter Schwanenhof. Für einige Betriebe könnte die Trassenplanung sogar das wirtschaftliche Aus bedeuten.
Kritik an Amprion
Neben der Trassenführung kritisieren die Landwirte die mangelnde Transparenz seitens Amprion. Die Planung werde abschnittsweise dargestellt, ein klares Gesamtbild fehle. „Das erschwert die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und baut kein Vertrauen auf“, sagt Rainer Kahl.
Auch die Argumentation mit Ersatzflächen überzeugt nicht. Diese seien oft von minderer Qualität und weit entfernt. „Echte Kompensation findet nicht statt – was einmal versiegelt ist, bleibt dauerhaft verloren“, warnt Wolfgang Kaiser.
Widerstand wächst – Aufruf an die Bevölkerung
Die Landwirte kündigen an, sich politisch, rechtlich und gesellschaftlich zur Wehr zu setzen. Gespräche mit Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern laufen bereits. Auch Gutachten und mögliche Klagen sind in Vorbereitung.
Zugleich appellieren sie an die Bevölkerung: „Nur wer sich einbringt, wird gehört. Jetzt ist der Moment, sich für den Schutz der eigenen Lebensumgebung einzusetzen“, betont Markus Bücher. Denn betroffen seien nicht nur Landwirte, sondern auch Anwohner, Naturfreunde und Pendler.
Energiewende ja – aber nicht um jeden Preis
Die Landwirte machen deutlich: Sie stellen sich nicht gegen die Energiewende, sondern gegen eine ineffiziente Planung, die Natur, Landwirtschaft und Lebensqualität unnötig belastet. Ihre Botschaft: Trassen bündeln – Flächen sparen – Verantwortung übernehmen.
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