Großrazzia

Ermittlungen gegen 57 Personen wegen Kinderpornografie – Auch vier Durchsuchungen in Wiesbaden

Mit einem großangelegten Schlag gegen Kinderpornografie und Kindesmissbrauch haben hessische Ermittlungsbehörden in der vergangenen Woche landesweit ein erschütterndes Ausmaß digitaler Gewalt aufgedeckt. Auch in Wiesbaden wurde durchsucht – vier Männer stehen im Verdacht, kinderpornografisches Material verbreitet zu haben.

Von: |Erschienen am: 9. Juli 2025 11:00|

Symbolfoto

In einer landesweiten Schwerpunktaktion gegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen haben hessische Ermittlungsbehörden zwischen dem 30. Juni und dem 4. Juli insgesamt 59 Wohnungen und Häuser durchsucht – darunter auch vier Objekte in Wiesbaden. Die Bilanz ist erschütternd: 57 Beschuldigte, 460 sichergestellte Speichermedien und schwere Vorwürfe, darunter auch aktiver Missbrauch.

Landesweiter Einsatz gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie

Im Rahmen einer großangelegten Ermittlungsaktion haben die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) gemeinsam mit allen hessischen Polizeipräsidien eine koordinierte Durchsuchungswoche organisiert. Ziel war es, mutmaßliche Straftäter zu ermitteln, die kinderpornografisches Material herstellen, besitzen oder verbreiten – oder sogar sexuellen Missbrauch begangen haben sollen.

Vier Fälle in Wiesbaden – zwei Tatverdächtige in einem Fall

Auch in Wiesbaden wurden vier Objekte durchsucht. In drei Ermittlungsverfahren richtet sich der Verdacht gegen vier Männer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren. Ihnen wird die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. In einem Fall stehen zwei Männer – ein 22-Jähriger und ein 60-Jähriger – gemeinsam unter Verdacht. Weitere Details zu den Verfahren wurden aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht veröffentlicht.

460 Beweismittel sichergestellt – Auswertung läuft

Im Rahmen des Einsatzes wurden hessenweit insgesamt 460 deliktspezifische Beweismittel, hauptsächlich digitale Speichermedien wie Smartphones, Laptops und Festplatten, sichergestellt. Die Auswertung der Inhalte durch Spezialisten wird Wochen bis Monate in Anspruch nehmen. Festnahmen erfolgten bislang nicht. In neun Fällen wurden die Tatverdächtigen zur Vernehmung auf Polizeidienststellen gebracht.

Viele junge Tatverdächtige – Unwissenheit schützt nicht vor Strafe

Auffällig ist der hohe Anteil junger Tatverdächtiger: Laut Polizeistatistik aus 2024 sind über 50 % der Tatverdächtigen im Bereich Kinder- und Jugendpornografie unter 21 Jahre alt. Viele von ihnen verbreiten strafrechtlich relevante Inhalte über soziale Medien oder Messenger – oft aus Unwissenheit über die Strafbarkeit. Doch das Gesetz unterscheidet nicht nach Absicht oder Alter.

Die hessische Polizei betont, dass auch Jugendliche, die beispielsweise intime Bilder weiterleiten oder speichern, sich strafbar machen können. In vielen Fällen genüge ein Erziehungsgespräch – in schwerwiegenden Fällen oder bei fehlender Einsicht seien jedoch Durchsuchungen und schärfere Maßnahmen notwendig.

FOKUS-Einheit: Spezialisierte Ermittlungsgruppe für Sexualdelikte an Kindern

Der Einsatz war Teil der Arbeit der hessischen Spezialeinheit FOKUS (Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie Und Sexuellen Missbrauch). Seit 2020 bündelt diese Organisation alle Maßnahmen und Ressourcen zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt an Kindern. Aktuell arbeiten rund 300 Mitarbeitende, davon knapp 170 Ermittler:innen, in diesem Bereich.

Bislang wurden in diesem Jahr bereits fast 1.000 Durchsuchungen und 29 Haftbefehle in Hessen vollstreckt. Über 9.000 Datenträger wurden sichergestellt.

Prävention und Aufklärung: Hotline für Eltern und Jugendliche

Die hessische Polizei bietet unter der kostenfreien Nummer 0800 / 55 222 00 eine Hotline für Eltern, Jugendliche und besorgte Bürger:innen an, die sich über kinderpornografische Inhalte oder Prävention informieren möchten. Ziel ist es, frühzeitig aufzuklären – und vor allem unbedachte Handlungen junger Menschen zu verhindern, die schnell strafrechtliche Konsequenzen haben können.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram sowie auf Threads!