Erhebung

ADFC Fahrradklima-Test 2024: Wiesbaden weiter im Mittelfeld

Der aktuelle ADFC-Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit zeigt, dass Wiesbaden bei der Bewertung der Radfreundlichkeit unverändert mittelmäßig bleibt. Radfahrer fordern sichere Wege, bessere Infrastruktur und ein respektvolles Miteinander im Verkehr. Welche Kritikpunkte besonders ins Gewicht fallen und wo dringend Handlungsbedarf besteht – hier die wichtigsten Ergebnisse!

Von: |Erschienen am: 18. Juni 2025 00:22|

Fotos: ADFC Wiesbaden / Oliver Keßler / Karoline Deißner

Wiesbaden landet beim bundesweiten Fahrradklima-Test 2024 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) erneut im Mittelfeld. Die Radfahrer bewerten das Fahrradklima in der Stadt weiterhin mit einer „glatten Vier“ – die Note verschlechtert sich nur geringfügig von 3,95 auf 3,98.

In der Kategorie der Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohner rutscht Wiesbaden vom 8. auf den 11. Platz ab. Die Spitzenposition hält weiterhin Münster mit der Note 2,97, während Krefeld mit einer Bewertung von 4,51 das Schlusslicht bildet.

Stimmungtest unter Radfahrern

„Der Fahrradklima-Test des ADFC ist für uns ein entscheidendes Stimmungsbarometer“, erklärt Michéle Fleckenstein vom Vorstand des ADFC Wiesbaden/Rheingau-Taunus e.V.

Während viele Radfahrer 2022 die umgesetzten Maßnahmen zur Luftreinhaltung und Radverkehrsförderung positiv wahrnahmen, fehlt nun das Gefühl einer konsequenten Weiterentwicklung. „Die Radfahrenden wünschen sich außerdem, als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer akzeptiert zu werden“, so Fleckenstein weiter.

Hauptkritikpunkte bleiben bestehen

Die Ergebnisse des Tests aus dem Herbst 2024 zeigen wenig Fortschritt im Vergleich zu 2022. Drei Kernprobleme erhalten erneut die schlechtesten Bewertungen: „Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen“, „Konflikte mit Kraftfahrzeugen“ und „Führung für Radfahrende an Baustellen“ – jeweils mit einer Bewertung von 4,8 auf der sechsstufigen Skala.

Besonders verschlechtert hat sich die Einschätzung zur „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ sowie zur „Werbung für das Radfahren“. Positiv bleibt hingegen die weitgehende Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrende, die mit einer Bewertung von 1,9 erneut gut abschneidet.

Fahrradstraßen top, Bahnhöfe flop

Besonders häufig wurden in der Umfrage der Hauptbahnhof und der Bahnhof Mainz-Kastel als kritische Bereiche genannt. Am Wiesbadener Hauptbahnhof mangelt es laut den Befragten an einem durchdachten Konzept für den Radverkehr. Die Situation in Mainz-Kastel wird speziell wegen der schwierigen Auf- und Abfahrt zur Theodor-Heuss-Brücke kritisiert.

Gleichzeitig werden bestehende Maßnahmen positiv wahrgenommen. Besonders die neuen Fahrradstraßen in der Innenstadt erhalten Lob. „Die neue Fahrradstraße in der Mosbacher Straße ist ein Gewinn für den Radverkehr. Weiter so!“, lautet eine der Rückmeldungen.

Lückenloses Radwegenetz gefordert

Zahlreiche Kommentare betonen den Wunsch nach einem zusammenhängenden Netz sicherer Radwege. Eine geschützte Infrastruktur sei essenziell, um auch schwächeren Verkehrsteilnehmenden sicheres Fahrradfahren zu ermöglichen.

Tempo-30-Zonen werden als einfache Maßnahme zur Steigerung der Sicherheit genannt. Darüber hinaus ist ein respektvollerer Umgang zwischen allen Verkehrsteilnehmenden ein großes Anliegen. „Die Kommunikation ist oft verhärtet und wenig einsichtig“, heißt es in einem Kommentar.

Radverkehr Lösung für Stauprobleme?

Eine zukunftsfähige Verkehrspolitik, die auch Staus für Autofahrer reduziert, ist für den ADFC nur mit einer konsequenten Förderung des Radverkehrs möglich. In Wiesbaden müsse der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur dringend beschleunigt werden.

Besonders an den Bahnhöfen sei eine bessere Verkehrsführung notwendig, um Konflikte und Unfälle zu vermeiden. Auch der Aspekt der gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr müsse stärker in den Fokus rücken.

Austausch mit Stadt

„Der Fahrradklima-Test zeigt klar, dass Wiesbaden beim Thema Radverkehr aktiver werden muss“, so der ADFC Wiesbaden. „Wir sind dankbar, dass 916 Radfahrende ihre Einschätzungen mit uns geteilt haben“, sagt Fleckenstein. Die detaillierten Hinweise könnten wertvolle Impulse für die Stadtverwaltung und kommende Planungen liefern.

„Die Stadt hat großes Interesse an den Ergebnissen gezeigt. Das ist eine solide Basis für den Austausch mit Verkehrsdezernat und Radbüro, um Verbesserungen voranzutreiben“, sagt Fleckenstein abschließend.

Befragung nicht repräsentativ

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist Deutschlands größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrer. Er wird alle zwei Jahre vom ADFC mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt. 2024 fand der Test bereits zum elften Mal statt. Damit belastbare Ergebnisse entstehen, sind je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Teilnahmen notwendig.

Die Befragung ist offen für alle, richtet sich aber gezielt an Radfahrer und ist daher nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Dennoch liefern die Ergebnisse durch die breite Bürgerbeteiligung wertvolle Hinweise für Kommunen. Weitere Informationen zum ADFC-Fahrradklima-Test 2024 – auch zu den Ergebnissen für Wiesbaden – gibt es unter hier.

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