Glaubensbrücke
Gemeinsam statt getrennt: Klarenthaler Kirchen rücken zusammen
Nach jahrzehntelanger guter Zusammenarbeit setzen die katholische und evangelische Gemeinde in Klarenthal ein starkes Zeichen: Mit der Gründung des ersten ökumenischen Gemeindezentrums im Bistum Limburg teilen sie künftig nicht nur Räume, sondern auch Verantwortung – für gelebten Glauben in Gemeinschaft.
Fotos: A. Goerlich-Baumann / Bistum Limburg / Dr. Wolfgang Rollig
Was heute wie eine Selbstverständlichkeit wirkt, nahm vor etwa sechzig Jahren seinen Anfang: Die katholische Gemeinde St. Klara teilte sich mit der evangelischen Nachbargemeinde eine Notkirche – aus der Not geboren und doch der Beginn einer außergewöhnlich engen ökumenischen Partnerschaft.
Ob gemeinsamer Gemeindebrief, Chor oder ein offenes Kochprojekt für Menschen aller Konfessionen: In Klarenthal wird der Dialog der Kirchen aktiv gelebt.
Nähe wächst auch räumlich
Diese gewachsene Nachbarschaft bekommt nun eine neue Qualität. Im Rahmen der Kirchlichen Immobilien Strategie (KIS) des Bistums Limburg reagiert die Pfarrei St. Peter und Paul Wiesbaden auf die veränderten Bedingungen. Sinkende Mitgliederzahlen und hohe Unterhaltskosten zwingen zum Umdenken – auch in Klarenthal.
Dort rückte die evangelische Gemeinde als Kooperationspartner in den Fokus. „Hier in Klarenthal gab es schon immer eine ziemlich gute Ökumene“, betont Dr. Wolfgang Rollig, Mitglied im Ortsausschuss und seit Jahrzehnten in der Gemeindearbeit aktiv. Die Idee eines gemeinsamen Zentrums war schnell geboren – das erste seiner Art im Bistum.
Einziehen ins neue Miteinander
Nach genau fünf Jahrzehnten im alten Gebäude zieht die katholische Gemeinde in die Räume der eva“gelischen Schwestergemeinde in der Graf-von-Galen-Straße 32. Der neue Name über der Tür: „Ökumenisches Gemeindezentrum“. Die feierliche Vertragsunterzeichnung erfolgte an Pfingstmontag während eines Gottesdienstes in der evangelischen Kirche.
Beide Pfarrer, Knud Schmitt von St. Peter und Paul und Alexander Liermann von der evangelischen Gemeinde, zeigten sich begeistert von der neuen gemeinsamen Perspektive. „Das bringt neues Leben herein“, ist Liermann überzeugt. Pfarrer Schmitt rief dazu auf, „neues Terrain zu erobern“ und die Chancen der Zusammenarbeit aktiv zu nutzen. Gratulationen kamen auch von Dekanin Arami Neumann und Jürgen Otto von der katholischen Regionalleitung.
Gemeinsame Strukturen, klare Absprachen
Ergänzend zum Mietvertrag wurde auch eine Vereinbarung über die künftige Kooperation geschlossen. Ein Ökumeneausschuss, paritätisch besetzt, entscheidet über gemeinsame Belange. Die Gottesdienstzeiten stehen bereits fest: Die evangelische Gemeinde feiert um 10:00 Uhr, die katholische Messe beginnt um 11:00 Uhr.
Auch in der Raumplanung herrschte rasch Einigkeit: Ein Sitzungsraum wird künftig als „Klara-Stube“ geführt, samt Figur der Namenspatronin. Weitere Räume beherbergen liturgisches Material und die neue Sakristei.
Feierlicher Übergang in zwei Etappen
Ein konkreter Termin für die Profanierung des bisherigen katholischen Gemeindezentrums steht noch aus, der Umzug wird gegen Jahresende erwartet. Fest geplant ist bereits die Prozession nach dem Profanierungsgottesdienst in die neuen Räume.
Zuvor lädt die Gemeinde am Sonntag, den 17. August 2025, um 11:00 Uhr zu einem letzten Patronatsfest in den alten Räumen ein. Eine Woche später, am 24. August, folgt das große ökumenische Gemeinde-Sommerfest im neuen Zentrum. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass gelebte Ökumene in Klarenthal weiterwächst.
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