Wohnungsmangel

Wohnraumsituation: Wiesbaden zieht Junge und verliert Familien

Wiesbaden wächst – aber verliert an Wohnqualität für viele. Eine neue Befragung zeigt: Während junge Menschen der Stadt wegen Ausbildung und Arbeit den Vorzug geben, treiben hohe Kosten und Platzmangel Familien in die Flucht. Welche Erkenntnisse die Stadt daraus für ihre Entwicklung zieht.

Von: |Erschienen am: 10. Juni 2025 17:33|

Symbolfoto: GWW Visualisierungen

Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat im Rahmen einer umfassenden Erhebung untersucht, welche Beweggründe Menschen dazu veranlassen, in die Stadt zu ziehen oder sie zu verlassen.

Die Wanderungsmotivbefragung 2024, durchgeführt vom Amt für Statistik und Stadtforschung, zeigt: Während vor allem junge Menschen den Weg nach Wiesbaden finden, sorgen Wohnraummangel und hohe Mietpreise dafür, dass insbesondere Familien der Stadt den Rücken kehren. Die Ergebnisse wurden am Dienstag, 10. Juni, öffentlich vorgestellt.

6.000 Befragte geben Einblicke

Befragt wurden rund 6.000 Personen, die im Jahr 2023 entweder nach Wiesbaden gezogen oder aus der Stadt fortgezogen sind. Ziel war es, die jeweiligen Wohnortwechsel besser zu verstehen und daraus Impulse für die künftige Stadtentwicklung abzuleiten.

Bezahlbarer Wohnraum als Schlüssel

„Wiesbaden ist eine wachsende Stadt, die Bereitstellung von angemessenem Wohnraum, insbesondere für junge Familien und qualifizierte Arbeitnehmer bleibt eine zentrale politische Aufgabe …“, erklärte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) anlässlich der Veröffentlichung der Befragung.

Er betont die zentrale Rolle, die die Anpassung des Wohnraums an veränderte Lebenssituationen spiele. Nur durch mehr bezahlbare und qualitativ gute Wohnangebote ließen sich Abwanderungstendenzen mindern. Die hohe Nachfrage treffe auf ein knappes Angebot, was sich negativ auf das Preis-Leistungs-Verhältnis auswirke.

Wen Wiesbaden anzieht und wer geht

Die Auswertung macht deutlich, dass vor allem junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren in die Stadt kommen – getrieben von Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten. Die gute Infrastruktur sowie das kulturelle Leben in Wiesbaden wirken zusätzlich attraktiv.

Auf der anderen Seite zieht es viele 30- bis 39-Jährige aus der Stadt hinaus – häufig wegen hoher Mietpreise oder des Wunsches nach mehr Platz und besserer Wohnqualität. Besonders Familien und einkommensstärkere Haushalte sehen ihre Bedürfnisse außerhalb der Stadtgrenzen besser erfüllt.

Perspektive für die Zukunft

„Es ist erfreulich, dass Wiesbaden auch und vor allem junge Menschen zu Studium und Ausbildung anzieht“, betont Maral Koohestanian (VOLT), Dezernentin für das Amt für Statistik und Stadtforschung. Zugleich sei es entscheidend, Bedingungen zu schaffen, die diese Zielgruppe auch langfristig an die Stadt binden können.

Lebensphasen beeinflussen Wohnentscheidungen

Die Erhebung zeigt auch, dass sich Wohnbedürfnisse im Lebensverlauf verändern. Während junge Menschen für Ausbildung oder Studium kleinere Wohnungen in Kauf nehmen, wächst mit Familiengründung der Wunsch nach größerem Wohnraum.

Bemerkenswert: Bei 59 Prozent der Zugezogenen stiegen die Wohnkosten, während sich bei ebenso vielen Weggezogenen die Wohnfläche vergrößerte. Der aktuelle Markt in Wiesbaden scheint also nicht ausreichend auf die sich wandelnden Lebenssituationen zugeschnitten zu sein.

Rückkehr unter Bedingungen denkbar

Positiv ist, dass rund ein Drittel der Fortgezogenen sich vorstellen kann, eines Tages zurückzukehren – allerdings nur bei verbessertem Wohnangebot. Gefragt sind vor allem bezahlbare Wohnungen, familiengerechte Quartiere und eine gute Verkehrsanbindung.

Weiterführende Informationen

Die vollständigen Ergebnisse der Erhebung sind in der Stadtanalyse 136 unter dem Titel „Wohnen in Wiesbaden 2024 – Wohnraumnachfrage“ veröffentlicht. Die Publikation steht kostenlos auf der Webseite der Stadt Wiesbaden zur Verfügung.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram sowie auf Threads!