Foderung
Kultur unter Druck: Wiesbadener Kulturbeirat fordert mehr Mut und Verlässlichkeit von der Politik
Wiesbadens Kulturlandschaft steht vor wegweisenden Wochen.: Der Kulturbeirat der hessischen Landeshauptstadt schlägt Alarm und fordert von der Politik nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern konkreten Mut und verlässliche Perspektiven. Angesichts drohender Schließungen und schwieriger Arbeitsbedingungen für etablierte Einrichtungen wie "Filme im Schloss", das "Internationale Trickfilmfestival" und das kuenstlerhaus43 wird deutlich: Jetzt ist die Zeit für mutige Entscheidungen, um das kulturelle Herz der Stadt lebendig zu halten.
Symbolfoto
Der Kulturbeirat der Landeshauptstadt Wiesbaden hat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag, 3. Juni, ein klares Signal an die Politik gesendet: In Zeiten knapper Kassen sei politischer Mut gefragt, um die Zukunft wichtiger Kultureinrichtungen zu sichern. Mehrere Projekte und Institutionen, darunter das kuenstlerhaus43, die Reihe „Filme im Schloss“ und das „Internationale Trickfilmfestival“, bangen um ihren Fortbestand, während neue Dynamik in die Debatte um das Stadtmuseum kommt.
Existenzsorgen: Filme im Schloss und Trickfilmfestival in Gefahr
Ein zentrales Thema der 51. Sitzung des Kulturbeirats war die prekäre Raumsituation, die zahlreiche Kultureinrichtungen in ihrer Existenz bedroht. Besonders betroffen sind die traditionsreiche Reihe „Filme im Schloss“ und das renommierte „Internationale Trickfilmfestival“. Beide Veranstaltungen nutzen die Räumlichkeiten der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) im Schloss Biebrich. Mit einer drohenden Schließung der FBW in ihrer jetzigen Form stünde auch das Aus für diese kulturellen Glanzlichter bevor.
Die stellvertretende Beiratsvorsitzende Dorothée Rhiemeier betonte die Bedeutung dieser Angebote: „Wenn wir das Prädikat ‚wertvoll‘ jemals ernst genommen haben, dürfen wir nicht zulassen, dass mit der Schließung der Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) auch das Filmprogramm im Schloss endet.“ Der Beirat sprach sich einstimmig dafür aus, Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl in seinen Gesprächen mit dem Land zu unterstützen, um die weitere Bereitstellung der Räume und einen überschaubaren Mitteleinsatz zu sichern.
Stadtmuseum: Bürgerliches Engagement schafft neue Perspektiven
Einen Lichtblick gab es in der Diskussion um das Stadtmuseum. Erika Noack, Vorsitzende des Fördervereins Stadtmuseum, berichtete von einem wachsenden Interesse am Museum und seinem Förderverein, nicht zuletzt durch die Diskussion um neue Standortoptionen wie das ehemalige SportScheck-Gebäude. Erfreut nahm der Beirat zur Kenntnis, dass der Magistrat eine Machbarkeitsstudie für den Standort in der Langgasse beschlossen hat. Noack und Museumsdirektorin Sabine Philipp sprachen sich für ein zentral gelegenes Stadtmuseum aus, das Geschichte erlebbar macht und in der Stadtgesellschaft fest verankert ist.
Ungewisse Zukunft für das kuenstlerhaus43
Besonders deutlich wurde der Ruf nach politischen Entscheidungen angesichts der anhaltend unklaren Zukunft des kuenstlerhaus43. Obwohl die Theatermacherinnen des Hauses ihre Bedeutung – auch am derzeitigen Standort Palasthotel – eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, gestaltet sich selbst eine einfache Verlängerung des Mietverhältnisses als „politischer Kraftakt“. Kulturbeiratsvorsitzender Dr. Helmut Müller zeigte sich besorgt: „Dass selbst eine einfache Verlängerung zum politischen Kraftakt wird und immer noch keine echte Perspektive sichtbar ist, ist langsam nicht mehr nachvollziehbar.“
Appell des Beirats: „Kultur braucht Verlässlichkeit und politischen Mut“
Dr. Müller kündigte an, in der kommenden Sitzung am Dienstag, 19. August, die schwierige Situation des Kulturpalasts zu beleuchten, der seit dem Wiedereinzug in die sanierten Räume des Bürgerhauses Tattersall mit schwierigen Arbeitsbedingungen und einer belastenden Lärmsituation zu kämpfen hat. Seinen Appell an die Politik fasste er abschließend zusammen: „Kultur lässt sich nicht mit Lippenbekenntnissen erhalten. Sie ist für die Stadtgesellschaft wichtiger denn je, deswegen braucht es gerade in Zeiten knapper Kassen politischen Mut, um die Weichen für eine vielfältige kulturelle Infrastruktur und eine lebendige Innenstadt zu stellen.“
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