Schaden
Blitzeinschlag legt Marktkirche lahm – Glocken, Orgel und Technik außer Betrieb
Ein heftiges Sommergewitter hat am Sonntagnachmittag in der Wiesbadener Innenstadt zugeschlagen – mit gravierenden Folgen für die Marktkirche. Ein mutmaßlicher Blitzeinschlag oder eine starke Überspannung hat weite Teile der elektronischen Infrastruktur der evangelischen Hauptkirche beschädigt. Seither sind Glocken, Läuteanlage, Glockenspiel und selbst die große Orgel vollständig außer Betrieb.
Fotos: Andrea Wagenknecht / EKHN
Es war ein einziger Moment, der reichte, um ein Stück von Wiesbaden stummzuschalten. Ein Blitz – oder eine massive Überspannung – traf am frühen Sonntagnachmittag, 1. Juni. Die Marktkirche, weithin sichtbares Wahrzeichen und klangliches Zentrum der Stadt, wurde schwer getroffen. Seither sind Glocken, Glockenspiel, Läuteanlage und sogar die große Orgel außer Betrieb. Auch die Außenbeleuchtung ist nur noch eingeschränkt funktionsfähig.
Die Uhr blieb stehen – und mit ihr der Klang der Stadt
Um exakt 13:50 Uhr blieb die Turmuhr der Marktkirche stehen – sie zeigt seither die Zeit des Ereignisses an. Der Schaden wirkt nicht nur technisch, sondern auch emotional. Keine vollen Glockenschläge mehr über dem Schlossplatz, kein vertrautes Mittagsläuten, kein festliches Glockenspiel zur Marktzeit. Das, was sonst das Stadtleben rhythmisch begleitet, ist auf unbestimmte Zeit verstummt.
Große Orgel schweigt – kleine Chororgel übernimmt
Besonders bitter: Auch die mächtige Orgel, die mit ihrer Klanggewalt regelmäßig Kirchenräume und Konzertbesucher:innen in Staunen versetzt, ist aktuell nicht spielbar. Nur die kleine Chororgel steht vorerst zur Verfügung. Immerhin: Die beliebte Reihe „Orgelmusik zur Marktzeit“, jeden Samstag um 11:30 Uhr, kann dank dieser Notlösung weitergeführt werden – wenn auch in reduzierter Form.
Reparaturen dauern – doch der Geist der Kirche lebt
Nach ersten Einschätzungen der Fachleute wird die Instandsetzung mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate in Anspruch nehmen. Die technische Komplexität, das Alter der Anlagen und die denkmalgeschützte Bausubstanz machen schnelle Reparaturen schwierig. Dennoch ist der Betrieb nicht eingestellt – Gottesdienste finden weiterhin statt, wenn auch mit improvisierten Mitteln.
Stille mit Botschaft
Für viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener ist das Läuten der Marktkirche mehr als nur Klang – es ist Heimatgefühl, Orientierung, Geschichte in Bewegung. Dass dieses Ritual plötzlich fehlt, macht betroffen. Und erinnert daran, wie verletzlich selbst scheinbar Ewiges sein kann.
Die Marktkirche wird wieder erklingen – das ist sicher. Bis dahin aber liegt über Wiesbadens Mitte ein ungewöhnliches Zeichen: Stille. Und vielleicht ist genau das eine Einladung zum Innehalten.
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