Enthüllung

Ein Weg gegen das Vergessen: Schierstein ehrte Holocaust-Opfer Arnold Katzenstein mit einem Straßennamen

Am Sonntag verwandelte sich ein unscheinbarer Verbindungsweg in Schierstein in ein kraftvolles Symbol der Erinnerungskultur. Mit der feierlichen Benennung zum „Katzensteingässchen“ ehrte der Stadtteil den Kantor und Lehrer Arnold Katzenstein, der ermordet wurde.

 

Von: |Erschienen am: 19. Mai 2025 19:38|

Fotos: Walter Richters

Im Wiesbadener Stadtteil Schierstein wurde am Sonntag, 18. Mai, ein bislang namenloser Verbindungsweg offiziell in „Katzensteingässchen“ umbenannt. Mit der feierlichen Benennung erinnerte der Stadtteil an das Leben und Wirken von Arnold Katzenstein, einem Lehrer und Kantor der Jüdischen Gemeinde, der 1942 im Konzentrationslager Treblinka ermordet wurde.

Vom Lehrer zum Holocaust-Opfer – Die Geschichte hinter dem Namen

Arnold Katzenstein prägte einst das kulturelle Leben in Schierstein als Lehrer und Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde. 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau Bertha Katzenstein deportiert und im Konzentrationslager Treblinka ermordet. Nun trägt ein unscheinbarer Pfad zwischen Anglergasse und Thieles-Privat-Straße seinen Namen, um die Erinnerung an sein Leben wachzuhalten.

Initiative für Erinnerungskultur im öffentlichen Raum

Die Benennung des Weges ging auf einen Vorschlag des Schiersteiner Ortsbeirats zurück. „Mit dem ‚Katzensteingässchen‘ wollten wir ein dauerhaftes Zeichen setzen – gegen das Vergessen und für Toleranz“, erklärte Ortsvorsteher Urban Egert, der die feierliche Einweihung um 16:00 Uhr eröffnete.

Neben Egert sprachen auch Dr. Katherine Lukat vom Stadtarchiv Wiesbaden und Steve Landau, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden. Landau betonte in seiner Rede, dass in Deutschland nach wie vor viele Straßen die Namen von Tätern tragen, jedoch selten von Opfern des Holocausts. Das „Katzensteingässchen“ sei hier eine positive Ausnahme.

„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“

Mit diesen eindringlichen Worten des Holocaust-Überlebenden Primo Levi schloss Egert seine Ansprache. Die Worte sind auch auf einer Stele an der Gedenkstätte „Schiersteiner Synagoge“ zu lesen und sollten als Mahnung dienen.

Weitere Gedenkorte in Wiesbaden

Neben dem neu benannten Weg erinnert auch ein Stolperstein in der Milanstraße an Arnold Katzenstein. Zudem stellt das Aktive Museum Spiegelgasse ein Erinnerungsblatt zu Katzenstein zur Verfügung. Weitere Informationen finden Interessierte Katzenstein als PDF.

Die Benennung des „Katzensteingässchens“ setzte ein deutliches Zeichen dafür, dass Wiesbaden seiner Geschichte gedachte – und sie zugleich als Mahnung für die Gegenwart verstand.

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