Razzien

Europaweiter Schlag gegen Kinderpornografie – Vier Durchsuchungen in Wiesbaden

Im Rahmen einer großangelegten, europaweiten Polizeiaktion gegen sexualisierte Gewalt an Kindern haben hessische Ermittlungsbehörden 105 Beschuldigte ins Visier genommen. Allein in Wiesbaden fanden vier Durchsuchungen statt. Im Fokus stehen unter anderem vier junge Männer im Alter zwischen 16 und 37 Jahren.

Von: |Erschienen am: 9. April 2025 12:02|

Symbolfoto

Großeinsatz unter dem Codenamen „OP Fever“. Zwischen dem 24. und 28. März beteiligten sich hessische Strafverfolgungsbehörden an der internationalen Operation, die von den polnischen Behörden initiiert und von Europol koordiniert wurde. Ziel: Der entschlossene Kampf gegen Kindesmissbrauch und die Verbreitung kinderpornografischer Inhalte. Insgesamt waren 12 europäische Länder beteiligt. In ganz Europa wurden 774 Objekte durchsucht und 166 Personen festgenommen.

Hessenweit koordinierte das Landeskriminalamt (HLKA) die Durchsuchungen. Im Fokus standen 105 Beschuldigte, darunter 104 Männer und eine Frau im Alter zwischen 14 und 80 Jahren. In neun Fällen steht auch der Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Raum.

Beweismittel gefunden und beschlagnahmt

17 Beschuldigte mussten die Ermittlerinnen und Ermittler im Anschluss an die Wohnungsdurchsuchung zwecks Vernehmung auf die nächstgelegene Dienststelle begleiten. Bei den Durchsuchungen wurden insgesamt 1.691 deliktsspezifische Gegenstände – darunter sind unter anderem Speichermedien aller Art zu verstehen – sichergestellt. Diese werden im nächsten Schritt ausgewertet. Nach jetzigem Stand der Ermittlungen stehen die Beschuldigten untereinander nicht im Austausch.

Die Durchsuchungen fanden in den Städten Darmstadt, Frankfurt am Main, Fulda, Gießen und Wiesbaden statt, außerdem in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Gießen, Groß-Gerau, Hersfeld-Rotenburg, Hochtaunus, Kassel, Lahn-Dill, Main-Kinzig, Main-Taunus, Marburg-Biedenkopf, Odenwald, Offenbach, Rheingau-Taunus, Schwalm-Eder, Werra-Meißner und Wetterau.

Wiesbaden besonders betroffen

Ein Schwerpunkt lag in Wiesbaden. Hier kam es zu insgesamt vier Durchsuchungen. Bei vier Tatverdächtigen – einem 16-, 18-, 26- und 37-Jährigen – geht es konkret um den Vorwurf der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte. Wie in allen Fällen wurden deliktspezifische Beweismittel wie Datenträger und Speichermedien sichergestellt. Diese befinden sich nun in der Auswertung durch die Ermittlungsbehörden.

Ein Teil der Beschuldigten wurde nach der Wohnungsdurchsuchung zur weiteren Vernehmung auf nahegelegene Polizeidienststellen gebracht. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass die Verdächtigen untereinander vernetzt waren.

Cybergrooming: Die stille Gefahr im Netz

Ein zentraler Aspekt der Ermittlungen betrifft auch die Gefahr des sogenannten Cybergroomings – also dem gezielten Anbahnen sexueller Kontakte durch Erwachsene mit Kindern über das Internet. Täter geben sich dabei häufig als Gleichaltrige aus, um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen und sie zur Herausgabe intimer Bilder oder Videos zu manipulieren.

Die Polizei warnt eindringlich: Mit der zunehmenden Digitalisierung wächst auch die Gefahr für Kinder, Opfer solcher Täter zu werden. Eltern, Lehrer und Betreuer werden dazu aufgerufen, Kinder frühzeitig für die Risiken im Netz zu sensibilisieren und als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.

Zu Cybergroomings gehören:

  • Viele Komplimente macht
  • Anbietet Modelfotos zu fertigen
  • Persönliche Informationen oder gar Aufnahmen verlangt
  • Fragt, ob das Kind oder die/der Jugendliche alleine chattet
  • Darum bittet, die Webcam einzuschalten und die eigene auslässt
  • Verlangt, niemandem von dem Gespräch zu berichten
  • Sich treffen möchte

Die hessische Polizei informiert im Rahmen des Präventionsprogramms „Digital Natives“ unter anderem über Cybergrooming. Informationen finden Interessierte online unter www.polizei.hessen.de.

Staatliche Maßnahmen & Prävention

Das Hessische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt betonen, dass die Bekämpfung von sexualisierter Gewalt an Kindern höchste Priorität habe. Die Ermittlungen in allen Fällen – auch in Wiesbaden – dauern an. Bürgerinnen und Bürger, die Hinweise geben können oder Fragen zum Thema Schutz im Netz haben, werden gebeten, sich an die örtlichen Polizeidienststellen oder Präventionsstellen zu wenden.

Was ist die FOKUS?

Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Kinderpornografie bildet einen Schwerpunkt der hessischen Polizei. Die Einheit „FOKUS“ (Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie Und Sexuellen Missbrauch von Kindern), die im Oktober 2020 unter anderem aufgrund stetig steigender Fallzahlen, zunächst als Besondere Aufbauorganisation (BAO) ihre Arbeit aufgenommen hat, ist seit über einem Jahr fester Bestandteil der Regelorganisation der sieben hessischen Polizeipräsidien und des Hessischen Landeskriminalamts.

Mit dem Ziel, polizeiliche Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie in Hessen zu bündeln und zu intensiveren, verfolgt die hessische Polizei mit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter knapp 170 Ermittlerinnen und Ermittler, gezielt Sexualstraftaten an Kindern und Jugendlichen. Bei allen hessischen Staatsanwaltschaften sind Sonderdezernate für die Verfolgung von Kinderpornografie und Kindesmissbrauch eingerichtet.

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