Analyse

OB-Wahl 2025 in Wiesbaden: Zehn Kandidierende, eine Frau – und ein enges Rennen zwischen Mende und von Debschitz

Wiesbaden hat gewählt – doch die Entscheidung ist noch nicht gefallen! Bei der OB-Wahl am 9. März holte Amtsinhaber Gert-Uwe Mende die meisten Stimmen, doch sein Herausforderer Thilo von Debschitz überraschte mit starken 30,1 %. Die Wahlbeteiligung war stark vom Alter abhängig. Je jünger desto uninteressanter war die Oberbürgermeisterwahl bei den Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern. Weil keiner der zehn Kandidierenden die absolute Mehrheit erreichte, kommt es am 30. März zur Stichwahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 43,3 %, wobei vor allem ältere Wähler den Ausschlag gaben und die Briefwahl auf Rekordniveau stieg.

Von: |Erschienen am: 13. März 2025 14:30|

Die Oberbürgermeisterwahl 2025 in Wiesbaden brachte ein spannendes Rennen mit zehn Kandidierenden und einer überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung. Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) sicherte sich mit 37,7 % der Stimmen den Sieg im ersten Wahlgang, gefolgt von Thilo von Debschitz (CDU/FDP) mit 30,1 %. Da keiner der Kandidierenden die 50 %-Marke erreichte, kommt es nun am Sonntag, 30. März, zur Stichwahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 43,3 %, wobei ältere Wähler dominierend waren und die Briefwahl eine Rekordbeteiligung erreichte.

Zehn Kandidierende und neue Gesichter in der OB-Wahl

Die Wiesbadener OB-Wahl 2025 war geprägt von einer außergewöhnlich hohen Anzahl an Kandidierenden: Zehn Bewerber traten an, darunter acht neue Gesichter. Besonders auffällig war, dass erneut nur eine Frau kandidierte, nämlich Gesine Bonnet (Grüne), die mit 14,6 % deutlich hinter Mende und von Debschitz auf Platz drei landete.
Zu den weiteren Kandidaten gehörten unter anderem Ralf Offermanns (AfD), Ingo von Seemen (Die Linke) und Matthias Bedürftig (Freie Wähler), die jedoch nur geringe Stimmenanteile erzielten.

Um den Wählern eine Orientierungshilfe zu geben, stellte die Partei Volt den “Wies-O-Mat“ zur Verfügung – eine digitale Wahlentscheidungshilfe, die es den Bürgern ermöglichte, ihre Ansichten mit denen der Kandidaten abzugleichen.

Mende dominiert, von Debschitz überrascht mit starkem Ergebnis

Von Beginn an lag Mende in Führung. Mit 37,7 % der Stimmen verbesserte er sein Ergebnis aus dem ersten Wahlgang von 2019 deutlich und konnte 23 von 26 Ortsbezirken gewinnen. Besonders hohe Zustimmungswerte erzielte er in Kloppenheim, Delkenheim, Dotzheim und Klarenthal.
Thilo von Debschitz (CDU/FDP) trat erstmals als unabhängiger Kandidat für die CDU sowie FDP Wiesbadfen an und erreichte mit 30,1 % ein beachtliches Ergebnis. Seine Hochburgen waren Sonnenberg (49,4 %), Nordost (40,5 %) und Breckenheim (44,8 %).
Gesine Bonnet (Grüne) konnte mit 14,6 % nicht an die grünen Wahlerfolge der vergangenen Jahre anknüpfen und schnitt besonders gut in den Stadtteilen Mitte und Westend/Bleichstraße ab.

Ralf Offermanns (AfD) kam auf 6,8 %, während Ingo von Seemen (Die Linke) mit 3,6 % abschloss. Besonders auffällig: Die Linke erzielte bei jungen Wählerinnen (17,1 %) einen überdurchschnittlichen Stimmenanteil.

Wahlbeteiligung hoch – aber junge Wähler bleiben zurück

Die Wahlbeteiligung lag bei 43,3 %, ein Anstieg um zehn Prozentpunkte im Vergleich zu 2003. Gleichzeitig sank sie jedoch um 10,2 Prozentpunkte im Vergleich zur OB-Wahl 2019, die parallel zur Europawahl stattfand.

Auffällig war die starke Beteiligung älterer Wählergruppen:

  • 60- bis 69-Jährige wählten mit 55 % überdurchschnittlich oft.
  • Wähler ab 70 Jahren gaben Mende 47,2 % ihrer Stimmen.
  • Die Wahlbeteiligung junger Wähler (21–24 Jahre) sank um 19,1 Prozentpunkte – ein dramatischer Rückgang.
  • Ein weiterer Rekord: 48,1 % der Stimmen kamen per Briefwahl – der höchste Wert in Wiesbadens OB-Wahlgeschichte. Besonders von Debschitz profitierte von der hohen Briefwahlbeteiligung.

Demografie – Wer wählte wen?

Die Wahlanalyse zeigt interessante Trends in der Wählerschaft:

  • Frauen wählten häufiger als Männer (46,6 % vs. 45,7 %).
  • Bonnet war bei Frauen beliebter (15,5 %) als bei Männern (11,8 %).
  • Von Seemen (Die Linke) punktete besonders bei jungen Wählerinnen (17,1 %).
  • AfD-Kandidat Offermanns wurde stärker von Männern (8,3 %) als von Frauen (5,5 %) gewählt.
  • Die größte Wählergruppe stellten die 45- bis 59-Jährigen, während junge Wähler insbesondere für Bonnet und von Seemen stimmten.

Ausblick auf die Stichwahl am 30. März

Mit Gert-Uwe Mende (SPD) und Thilo von Debschitz (CDU/FDP) stehen zwei Kandidaten in der Stichwahl, die sich deutliche Lagerstimmen sichern konnten.
Entscheidend wird sein:

  • Wie verhalten sich die Wähler der unterlegenen Kandidaten?
  • Können Mende oder von Debschitz neue Wählergruppen mobilisieren?
  • Welche Rolle spielen Wahlempfehlungen, z. B. von den Grünen?

Die OB-Stichwahl am 30. März 2025 wird zeigen, ob Wiesbaden einen SPD-Oberbürgermeister behält oder nach langer Zeit wieder einen CDU-Kandidaten ins Amt wählt.

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