Arbeitskampf
Drei Tage Bus-Stillstand: Wiesbaden im Ausnahmezustand
Pendler und Schüler waren verzweifelt, die Straßen überfüllt, und der Unmut der Wiesbadener wuchs: Der dreitägige Busstreik von ESWE Verkehr hat die Stadt vor eine massive Herausforderung gestellt.
Otto Witte
Von Dienstag, dem 11. März, bis Freitagmorgen um 4:00 Uhr stand Wiesbadens Busverkehr still – mit spürbaren Folgen für Tausende. Wer morgens zur Arbeit, zur Schule oder zum Arzt musste, stand vor einem Problem: Die meisten Buslinien blieben in den Depots, nur wenige von Partnerunternehmen betriebene Linien wie die 5, 28, 39 und 46 fuhren – und das mit Einschränkungen. Die Linien der Mainzer Mobilität, die normalerweise Wiesbaden mit der Nachbarstadt verbinden, fielen fast vollständig aus.
„Ich musste mir drei Tage lang eine Mitfahrgelegenheit suchen, weil ich auf den Bus angewiesen bin. Es war ein einziges Chaos!“, klagt Studentin Lisa R. aus Biebrich.
Streik trifft Schüler und Pendler hart
Besonders betroffen waren Schüler, die sonst mit den Bussen zur Schule fahren. Viele Eltern mussten improvisieren, um ihre Kinder irgendwie zum Unterricht zu bringen. Auch in Kindertagesstätten herrschte Ausnahmezustand: Einrichtungen in der Karl-Arnold-Straße, der Schlangenbader Straße und der Galatea-Anlage blieben teilweise geschlossen, weil Erzieherinnen und Eltern nicht rechtzeitig ankamen.
Pendler suchten nach Alternativen – doch Fahrgemeinschaften, Carsharing und Taxis waren schnell überlastet. „Ich habe doppelt so lange zur Arbeit gebraucht, weil überall Stau war“, erzählt IT-Berater Martin K. „Und die Parkplatzsuche war ein Albtraum.“
Warum wurde gestreikt?
Hintergrund des Streiks waren festgefahrene Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaft ver.di fordert für die Busfahrer:
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8 % mehr Gehalt oder mindestens 350 Euro pro Monat zusätzlich
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200 Euro mehr für Auszubildende und Studierende
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Eine Vertragslaufzeit von nur 12 Monaten
Doch die Arbeitgeberseite blockt. „Unsere Leute arbeiten unter hohem Druck und brauchen bessere Löhne“, argumentiert ein Sprecher von ver.di. Der Streik sollte den Forderungen Nachdruck verleihen – und hat Wiesbaden für drei Tage auf die Probe gestellt.
Informationen und Reaktionen – Wie gut war Wiesbaden vorbereitet?
ESWE Verkehr informierte Fahrgäste über die digitale Fahrgastanzeige, die eigene Webseite und soziale Netzwerke. Dennoch fühlten sich viele Wiesbadener im Stich gelassen. „Ich habe erst am Dienstagmorgen erfahren, dass mein Bus gar nicht fährt! Das hätte besser kommuniziert werden müssen“, ärgert sich Rentnerin Helga B.
Auf Social Media wurde der Streik hitzig diskutiert. Während einige Verständnis für die Forderungen der Busfahrer zeigten, kritisierten andere die langen Ausstände als „Geiselhaft“ für die Bürger.
Wie geht es weiter?
Am Freitagmorgen kehrten die Busse zurück auf die Straßen. Doch das Thema ist noch lange nicht vom Tisch. Sollte es in den Verhandlungen keine Fortschritte geben, drohen weitere Streiks – und damit noch mehr Stillstand für Wiesbaden.
Bleibt nur zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, bevor das Chaos erneut beginnt.
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